«Kreativität kann durch schwere Zeiten tragen»
ie ist das Album
entstanden?
Gringo: Ein guter
Freund hat mir mein Debütalbum finanziert, da ich selbst nicht genügend
Finanzen dazu hatte. Es bestand aber eine Deadline. Wenn ich bis zu diesem
Zeitpunkt nicht konkret mit den Arbeiten zum Album begonnen hätte, wäre die
Möglichkeit verfallen. Mein Kumpel wollte mich dadurch motivieren, dass ich
meine Visionen endlich in die Tat umsetze. Zu Beginn fragte ich mich, ob
ich überhaupt zehn Songs hinkriege, am Schluss waren es dann 18 Tracks! Die
Leidenschaft, Experimentierfreude und Kreativität hatten mich gepackt!
Das Werk wurde vollumfänglich von Bone Beatz in seinem Homestudio produziert. Er produzierte alle Beats, machte sämtliche Aufnahmen und er hat auch alles gemixt und gemastert. Ohne ihn wäre die Realisation von «Versatil» nie möglich gewesen.
Die musikalische
Bandbreite ist gross, Schweizer-Örgeli inklusive. Wie hat sich das
entwickelt?
Der Albumtitel «Versatil» bedeutet übersetzt «Vielfalt»
oder «Verschiedenes». Dies ist kein Zufall. Mein musikalisches Interesse ist
breit gefächert. Das Verbinden von verschiedenen Musikstilen und Leuten ist
eine Leidenschaft von mir. Werner Aeschbacher, den bekannten Örgelivirtuosen,
kenne ich schon seit meiner Kindheit aus meinem Heimatdorf, wo ich aufgewachsen
bin. Meine Schwester ist an grösseren Anlässen mit ihm aufgetreten. Es war
schon lange ein grosser Wunsch von mir, mit ihm einen gemeinsamen Song zu
produzieren. Als ich dann für meinen Vater an dessen Geburtstag Cajon gespielt und
dazu gefreestylet habe, hat dies Werner so berührt, dass wir am
nächsten Tag schon das erste mal zusammen musiziert haben.
Mit «Uodal» habe ich im Verlauf der letzten Jahre immer wieder mal Strassenmusik gemacht. Daher ist unser Track – eine Abwandlung einer seiner Songs – ein Strassenmusikbluesrap geworden. Es sind ja auch Country, Gospel, Soul, dazu live eingespielte Gitarre und Harfe und vieles mehr vertreten.
Was ist
Ihr Herzensanliegen?
Die Hälfte der Einnahmen aus den CD- und Onlineverkäufen werde ich
«Ärzte ohne Grenzen» und der «Theodora Stiftung» (die Spital Clowns) spenden.
Dies liegt mir sehr am Herzen, da ich bis zum heutigen Tag auf eine lange Krankengeschichte
mit vielen Operationen zurückblicke. Als ich im Kindesalter hospitalisiert war,
kamen die Spital-Clowns auch zu mir. Mit der Spende an «Ärzte ohne Grenzen»
möchte ich meine Dankbarkeit ausdrücken, dass ich in einem Land mit
medizinisch hohem Standard lebe. Mit meiner Spende möchte ich helfen, diese
medizinische Versorgung auch benachteiligten Menschen in krisengeschüttelten
Ländern zugänglich zu machen.
Können Sie ein paar Songs, die Ihnen besonders am Herzen
liegen, etwas näher vorstellen?
Im Song «Härz, Körper & Verstand» mit der
Züri-Rap-Legende «Wicht» geht es darum, dass alles zusammenhängt und sich gegenseitig
beeinflusst. Man kann zum Beispiel durch Stress krank werden oder durch Musik
entspannter. Ich finde den Refrain, den «Wicht» beigesteuert hat, sehr treffend. Diese
Zeilen haben mich auch persönlich in schwierigen Situationen immer wieder
ermutigt:
«Es wird keh Friede chönne geh,
wenn i dir keh Friede chasch gseh.
Mit Sälbstzwiifel duesch der sälber weh.
De Mänsch im Spiegel verdient e chli meh.
Du muesch eis si mit dir sälber
Geischt, Härz sich vereinet...
niemert cha das mache für dich.»
Oder ein weiteres Beispiel ist der Song «Rose»: Dieser behandelt das Thema Frauenhandel und Gewalt in der Beziehung. Der Song will die Würde der Frau hervorheben und Mut machen.
Der Song «Mängisch» liegt mir auch am Herzen, da er der Gospelsong auf dem Album ist und eine Art Klagelied oder Psalm. Und auch der Song «Liedeschaft» mit Werner Aeschbacher ist mir sehr wichtig. Da thematisiere ich, wie dich Kreativität durch schwierige Zeiten tragen kann und ermutige, es selbst auszuprobieren.
Was ist
nun das nächste Projekt?
Mein Produzent hat mir schon wieder Beats für eine
EP geschickt ... zuvor möchte ich aber zum Song «Mat Man Returns» noch einen
Video Clip realisieren. Ein gemeinsamer Track mit einem weiteren Rapper ist
auch in Planung.
Zur Webseite:
Gringo
Zum Thema:
Rap-Band O'Bros: «Individualismus ist auch eine Chance»
«Fürchte dich nicht»: «Capo di Capi» über den «König der Könige»
«Chance» nimmt Sabbatjahr: Wie Sie sich von einem angesagten Rapper inspirieren lassen können
Datum: 01.03.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet