Andreas Boppart («Boppi»)

«Gott heilt die verletzten Herzen der Jungen»

Gerade jungen Menschen kann nichts Besseres passieren, als Jesus zu vertrauen. Davon ist Andreas Boppart, von seinen Freunden kurz «Boppi» genannt, überzeugt.
Für Andreas Boppart ist Jesus «die einzige Stabilität».
Mädchen
Junge

Andreas Boppart gilt laut «Tages-Anzeiger» als «neuer Shootingstar» unter den Evangelisten. «Boppi» spricht offensichtlich die Sprache der Jungen. Und er weint über sie. Ein Interview aus «Idea Spektrum Schweiz» geben wir hier in gekürzter Form wieder.

«Neuer Shootingstar der Szene» - wie reagieren Sie auf diese Auszeichnung?
Andreas «Boppi» Boppart: Es ist natürlich nett, wenn eine grosse Zeitung auch einmal in positiver Richtung übertreibt. Doch ich bin alles andere als ein Shootingstar. Ich mache einfach zusammen mit meinem Team einen evangelistischen Dienst und versuche das selbst zu leben.

Welches ist Ihre Berufung?
Menschen mit Gott bekannt machen - «das öppe wärs». Im Jahr 2004 war es auch, als mir Gott ganz stark aufs Herz gelegt hat, ich solle mithelfen, «Europa zurück an sein Herz» zu führen. Damit beginnt man am besten mal vor der eigenen Haustüre.

Wie kam es dazu?
Als Jugendlicher spürte ich, dass sich mein Leben in Richtung Predigen abzeichnen könnte. Etwa mit 17 habe ich darum gebetet: «Herr, wenn du willst, dass ich predige, dann gib mir ein klares Ja in Form eines Zeichens - aber sag bitte nein! Ich bin viel zu jung.»

Ein paar Monate später bekam ich in der Stille einen Gedanken: «Lies Jeremia!» Gleich am Anfang stiess ich auf die Berufung von Jeremia: «Geh zu allen Völkern!» Doch Jeremia sagte: «Ich kann doch nicht, ich bin zu jung.» Das war bis dahin auch meine Ausrede. Doch das «Geh und predige!» setzte sich in meinem Herzen fest.

2004, als ich noch Lehrer war, fragte mich Campus für Christus an, ob ich nicht in den evangelistischen Dienst treten wollte. Ich rief mein Mami an und sagte ihr: «Du, ich werde Prediger!» Sie antwortete: «Ich hab‘s gewusst!»

Als Kind hatte ich eine körperliche Behinderung, womöglich hervorgerufen durch eine Hirnstörung. Viele Gebete meiner Eltern haben dazu beigetragen, dass ich geheilt wurde. Damit war mein Lebensweg vorgezeichnet.

Was ist Ihnen beim Theologiestudium am IGW aufgegangen?
Mir ging stark auf, wie ganzheitlich das Evangelium doch ist. Ein Satz brannte sich in mir fest: «Jesus bringt Menschen nicht nur in den Himmel, sondern er bringt auch den Himmel zu den Menschen.» Dadurch entstand auch die diakonische «Aktion Gratishilfe» hier in der Region, die unterdessen Kreise in elf andere Regionen gezogen hat. Jesus wird in unsern Kirchen vielfach begrenzt. Wir folgen manchmal mehr dem Lifestyle der Kirche als demjenigen von Jesus.

Was hat Sie dann bewogen, eine gut dotierte Stelle im Schuldienst aufzugeben?
Ich wollte für etwas leben, das grösser ist. Ich ging nach der Lehrerausbildung in ein Justizheim zu Jugendlichen, die auf eine schiefe Bahn geraten waren. Ich wollte den Jugendlichen mehr als einfach Lehrsätze vermitteln. Hier habe ich realisiert, dass es ihnen am meisten hilft, wenn Gott ihre verletzten Herzen heilen kann.

Was kennzeichnet die Jungen heute?
Sie wollen erfahren und nicht nur wissen. Sie wollen nicht nur in die Kirche gehen und hören, dass Gott heilt. Sie wollen erfahren, dass Gott heilt. Sie kennen auch fromme Begrifflichkeiten wie Sünde, Schuld oder Gnade nicht mehr. Man muss ihnen manches neu erklären.

Wie erreichen Sie diese Jugendlichen am besten?
In erster Linie durch ernsthaftes Interesse an ihrem Leben. Das ist nach wie vor der Schlüssel! Ich möchte in meinem Dienst mit einem Auge über die Verlorenheit dieser Menschen weinen und mit dem andern Auge über ihre Lebenssituation.

All meine Event-Evangelisationen bringen nicht viel, wenn sich die jungen Christen am Ort nicht für das Leben ihrer Freunde interessieren.

Eine neue Nationalfonds-Studie zeigt, dass 62 Prozent der freikirchlichen Jugend als «hoch religiös» gilt, aber nur 2,5 Prozent der reformierten und 6,8 Prozent der Katholiken. Eine trostlose Statistik für Sie?

Ich war gerade in eine katholische Kirche eingeladen und erlebte da sehr viele Menschen, die Jesus wirklich lieben, genau wie ich es auch in der reformierten Kirche sehe.

Es gibt andererseits Freikirchen, in denen sogar Gott das Gesicht einschlafen würde. «Hoch religiös» im Sinne von «hoch spirituell» sind enorm viele. Fast alle haben in ihrem Leben schon etwas Übernatürliches erlebt. Da gibt es viele Ansatzpunkte, um nach dem Gott der Bibel zu fragen.

Doch wenn man nach Jesus-Gläubigen sucht, dann sieht die Situation sicher sehr düster aus - aber nicht hoffnungslos! Da müssen wir bei uns «hoch Religiösen» ansetzen. Es gibt in unsern Kirchen relativ viele Gläubige, aber wenig wirkliche Nachfolger.

Kommen auch deshalb in christlichen Gemeinden nur wenige Jugendliche zum Glauben?
Der Herzschlag für Evangelisation ist ein Stück weit verloren gegangen. Viele Gemeinden beklagen zwar, es komme niemand mehr zum Glauben. Doch es reicht halt nicht, einfach in den Gottesdienst zu sitzen und nett zueinander zu sein? weder in Landes- noch in Freikirchen.

Wie kann es gelingen, diese Generation besser in eine Gemeinde zu integrieren?
Indem wir die Gemeinde in diese Generation integrieren! Wir müssen mit den Jungen Kirche gestalten in ihrem Kontext. Die Kirche sollte mutig neue Gefässe schaffen und den Jungen neuen Raum geben.

Die Jungen brauchen vielfach andere, innovativere Gottesdienste, die sie ansprechen. Vielleicht auch nicht mehr am Sonntagmorgen. Doch es gibt auch eine Bewegung zurück zum Liturgischen, Andächtigen. Es gibt immer mehr Jugendliche, die Ruhe und Spiritualität suchen.

Es gelte, Jesus und das Evangelium immer wieder neu für die aktuelle Kultur zu entdecken, schrieben Sie unlängst. Muss sich Jesus unserer Kultur anpassen?
Jesus hat auch in die Kultur seiner Zeit hinein gesprochen. In seinen Beispielen kommen Hirten, Bauern, Weinstöcke vor. Jesus käme heute mit dem iPhone. Am Inhalt darf man nichts neu erfinden, aber die Formen muss man der Kultur und der Zeit anpassen.

Wo macht der Zeitgeist heute auch frommen jungen Menschen immer mehr zu schaffen?
Viele Jugendliche sind überfordert bei all den Entscheiden, welche die vielen technischen Angebote und unsere Konsumwelt von ihnen verlangen. Ein anderes Problem sind die grossen Lügen, denen sie ausgesetzt sind. Ich denke nur schon an die Lügen von all den Schönheitsidealen und dem Kapitalismus. Da wird es für die Jungen mega schwer, ihren eigenen Platz zu finden und die Wahrheit zu erkennen.

Was hilft den Jungen in dieser Situation am meisten?
Starke und authentische Vorbilder! Eltern und Erzieher müssen auch wieder mutig junge Menschen prägen wollen. Ich wollte als junger Lehrer die Kinder prägen helfen. Das wurde mir von den Ausbildnern verboten. Ich dürfe den Kindern nur Raum zum Wachsen geben. Das ist natürlich Müll! Die ganze Gesellschaft prägt die junge Generation mit. Darum müssen wir Christen mutig die Gesellschaft prägen und die jungen Menschen prägen, indem wir sagen, was der Glaube bewirken kann.

Wie können Jugendliche denn am meisten von der Religion profitieren?
Wenn das mit Jesus stimmt - und davon bin ich fest überzeugt -, dann verändert der Glaube die ganze Ewigkeit eines Menschen. Und er verändert schon jetzt ein ganzes Leben. Jesus kommt ganz persönlich in die Lebenssituationen eines Menschen hinein. Er löst vielleicht nicht alle Probleme, aber er ist in jeder Situation dabei.

Wann haben Sie zuletzt einen glücklichen Jugendlichen erlebt?
Kürzlich schrieb mir eine junge Frau, durch ein Video, das wir ins Internet gestellt haben, habe sie Gott erlebt. Sie war emotional völlig von der Rolle - in absolut positivem Sinn.

Was bedeutet Ihnen das Leben mit Jesus Christus in einer turbulenten Welt und Zeit?
Jesus ist für mich die einzige echte Stabilität. Momentan gehe ich ja an Stöcken, weil mein Kreuzband gerissen war. Das Kreuzband, eigentlich etwas Unbedeutendes, gibt meinem Knie die ganze Stabilität und hält beim Bein Oben und Unten zusammen. Das Kreuz von Jesus verbindet genauso den Himmel und die Erde, Gott und die Menschen. Mehr brauche ich nicht in dieser Zeit und diesem Leben.

Datum: 27.10.2011
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Schweiz

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