Lothar Kosse

Lobpreis ist Beziehung zu Gott

Lothar Kosse gilt als einer der bekanntesten Lobpreisleiter und Songwriter Deutschlands. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören unter anderem “Gross ist unser Gott” und “Bahnt einen Weg unserem Gott”. In Köln leitet Lothar Kosse seit 1996 die “Cologne Worship Night”, ein alternativer Musikgottesdienst, der regelmässig in einem Kölner Szene-Club an diversen Open-Air-Locations statt findet. Im September 2007 erscheint sein neues Album “Du bist”. Livenet.ch traf ihn zum Interview.
Lothar Kosse.
„Psalmen sind ein tolles Vorbild, die haben beides: Anbetung und Blues.“

Livenet.ch: Sie sind einer der bekanntesten Lobpreisleiter Deutschlands. Wie kam‘s dazu?
Lothar Kosse: Musik braucht letztlich immer ein grösseres Ziel. Ich habe schon als Kind leidenschaftlich gern Musik gemacht. Aber alles sucht nach einem Sinn. Als ich dann die Entscheidung für Jesus getroffen habe, war klar, dass auch meine Musik in die Richtung gehen muss. Es war eine Zeit lang nicht so einfach, Glaube und Musik übereinander zu kriegen. Musik heisst ja auch Selbstdarstellung, Karriere und alles was in der Rockmusik so stattfindet. Aber mit der Entscheidung für Jesus ging alles auf eine Karte, alles auf Gott. Und das wollte ich besingen und bespielen. Es geht um das, was wichtig ist.

Das heisst, keine Säkular-Musik mehr?
Ehrlich gesagt, ich trenne das nicht mehr voneinander. Mal mach ich Lobpreis und dann spiel ich auch mal im unchristlichen Zusammenhang; für mich ist meine Musik immer Lobpreis, weil ich Gott mit dem anbete, was ich bin und tue. Ich hör oft: „Ah, jetzt macht er ein Instrumental-Album, wann gibt’s denn wieder was Christliches?“ Aber ich trenne das nicht. Alles, was ich tue, soll dem Schöpfer gelten.

Was bedeuten Ihnen Lobpreis und Anbetung?
Das ist die Möglichkeit, mit Gott Gemeinschaft zu haben. Lobpreis ist wie ein Candlelight-Dinner mit Gott. Sich Gott nähern. Mit ihm zusammen sein, indem ich ihn anbete. Lobpreis muss nicht nur aus den stereotypen Mitteln bestehen, die man so kennt. Es kann viel kreativer sein.

Wie sieht denn Ihre Lobpreiszeit daheim aus?
Unterschiedlich. Manchmal singe ich ein einfaches Lied, oder ich improvisiere. Viele meiner Lieder entstehen in dieser Zeit, wobei das nicht immer so ist. Für mich ist der erste Ansatz, heraus zu finden, was Gott einem sagen will. Ich mach das nie gleich. Das ist so wie in einer Beziehung. Man gibt nicht jedes mal, wenn man sich sieht wieder, ein Hochzeitsversprechen ab, oder sagt immer die selben Sachen. Ähnlich ist es bei Gott. Ehrlichkeit ist wichtig. Es muss nicht immer grosses Lob Gottes sein, man kann bitten, fragen.

Wie schreiben Sie Lobpreislieder?
Ich wünschte, ich könnte da eine Technik lernen (lacht). Bei mir ist das so: Wenn ich Songs schreiben will, muss ich wachsam sein. Die Augen offen halten. Wenn ich durch die Stadt laufe, stosse ich oft auf Begriffe und Zeilen, das muss nicht mal was Geistliches sein. Oder mich inspiriert eine Bibelstelle, ein Satz aus einer Predigt. Und das ist eigentlich schon der Song. Er muss nur umgesetzt werden. Natürlich liegt viel Emotion und Arbeit darin.

Schreiben Sie zuerst die Melodie oder den Text?
Meistens zuerst den Text, aber es kann auch sein, dass mich eine Melodie zu einem Text inspiriert. Das finde ich aber schwieriger. Die deutsche Sprache ist nicht so flexibel, das Versmass, die Rhythmik. Für mich ist es wertvoller, erst eine Zeile zu haben, die mich anspricht. Mit Musik ist man wesentlich flexibler.

Lobpreis – Deutsch oder Englisch?
Je nachdem. Ich persönlich empfinde es als Herausforderung, das in Deutsch zu machen. Deutsch ist eine faszinierende Sprache. Die grössten Dichtungen der Welt wurden auf Deutsch geschrieben. In unserer Sprache liegt eine Zielgenauigkeit, die es im Englischen so nicht gibt. Auf Deutsch kann schon mal was komisch klingen, was im Englischen ganz normal ist. Es ist nicht so leicht, eine Qualität zu schaffen, nicht stereotyp zu sein und eine Sprache zu finden, die der Zeit entspricht, ehrlich und authentisch ist.

Wie bereiten Sie sich für Lobpreisleitung vor?
Ich versuche, mich gut vorzubereiten. Suche Songs raus, bereite mich technisch vor. Ich habe keine Lust, mich während dem Leiten auf so was zu konzentrieren. Und je besser die Vorbereitung ist, desto besser kann ich mich dann auf Gott konzentrieren. Oft suche ich mir vorher ein Thema, einen Impuls für diese Zeit. Was ist dran, was will Gott uns sagen?

Was ist das Wichtigste beim Leiten?
Ein schönes Bild dafür ist in der Bibel im Neuen Testament Johannes der Täufer. Er steht mitten in der Wüste als Vermittler zwischen Gott und den Menschen und hat das Ziel, auf den Messias zu verweisen. Er zeigt weg von sich, auf den Grösseren, der da kommt. Ich finde, diese Haltung sollte man als Lobpreisleiter haben. Man ist nicht selbst Mittelpunkt, sondern zeigt auf Gott. Und dann ist es wichtig, eine Atmosphäre der Freiheit zu schaffen. Es geht nicht um eine gewisse Form von Liturgie, es geht nicht um die Leute. Ich will frei sein und Gott anbeten.

Wie motivieren Sie Ihr Lobpreisteam?
Ich sage meiner Band immer: “Freunde, wir gehen auf ‘nen Spielplatz.“ Wir müssen nicht performen und unter dem Zwang stehen, alles richtig zu machen. Wir sind Kinder Gottes und wollen seine Gegenwart erfahren. Das ist das Faszinierende. Er macht den Rest, lässt Exzellenz, herausragende Leistung entstehen, auch Heilungen und Umkehr.

Was ist das Schwierigste beim Lobpreisleiten und wie gehen Sie damit um?
Die Herausforderung ist, von sich selbst weg zu schauen und sich nicht frustrieren lasen, wenn man an Grenzen stösst. Jeder Lobpreisleiter kennt das: Sonntagmorgen ist die Gemeinde noch müde und zieht nicht so, wie man sich das wünscht. Nur nicht davon beeindrucken lassen. Es geht auch um einen selbst. Ich will Gott anbeten. Ich bin kein Dompteur, es geht um mich und die Gegenwart Gottes.

Welche Instrumente sind gut geeignet zum Leiten, kann man nur mit Stimme leiten?
Klar. Man kann auch nur mit Instrument leiten. Oft wird aus Lobpreis ein gewisser Stil gemacht: so muss es klingen und nicht anders. Aber das entspricht nicht der Kreativität Gottes. Wir haben die Möglichkeit kreativ zu sein und uns auf verschiedene Stile einzulassen. Was ist zum Beispiel mit Klassik? Das kommt unserem Kulturkreis eigentlich näher als Pop.

Was möchten Sie den Lobpreisleitern in Deutschland, Österreich und der Schweiz mitgeben?
Jesus ist in allem uns voraus. In Kreativität, in Musikalität. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Eine gute, fromme Art Jesus nachzufolgen, ist: Jesus, lehre mich. Wichtig ist auch, dass wir wahrhaftig sind in dem, was wir tun. Authentisch sein und sich nicht ein Mal in der Woche für die christliche Zeremonie verkleiden. Wie man lebt, beeinflusst, was man singt und sagt. Meine Songs sind aus meinem Herzen. Wir brauchen Geist und Wahrheit, brauchen die Hilfe des Himmels. Die Psalmen sind ein tolles Vorbild, die haben beides: Anbetung und Blues. Gott schätzt nicht eine Liturgie, sondern ein ehrliches, authentisches Herz. Egal, ob ich Defizite oder Schwächen habe, ich leg alles vor ihn hin, bin, wie ich bin.

Mehr zum Thema Lobpreis: Das Livenet-Dossier

Datum: 31.08.2007
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch

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