«Wir vergeben aus der Tiefe unseres Herzens!»
Laut dem koptischen Papst Tawadros II gehen die getöteten Kopten ein ins «Coptic Synaxarium», also der Liste der offiziellen Märtyrer der ägyptischen Kirche. Bereits wird eine Gedenktafel errichtet.
Beshir Kamel (32) sagt, dass er stolz sei auf seine beiden Brüder Bishoy und Samuel, die zu den 21 Terror-Opfern des Islamischen Staats (IS, auch ISIS genannt) gehören: «Im Video, das die ISIS-Mörder veröffentlicht haben, waren die letzten Worte einiger Opfer zu hören. Einige riefen 'Lord Jesus Christ' (Herr Jesus Christus). Dadurch, dass diese Glaubenszeugnisse nicht herausgeschnitten haben, haben sie unseren Glauben gestärkt.»
Neben Thron von Jesus
Vom christlichen TV-Sender «Sat-7» wurde Beshir Kamel gefragt, was er einem ISIS-Militanten sagen würde, wenn er einem begegnen sollte.
Er würde es mit den Worten seiner Mutter tun, antwortete Kamel: «Meine Mutter ist eine ungebildete Frau in ihren Sechzigern. Sie sagte, sie würde ihn hereinbitten und Gott bitten, dass er seine Augen öffnen möge – denn er sei der Grund, warum ihr Sohn bereits im Königreich Gottes ist.»
Und die «Times» zitiert Kamel, dass er Frieden empfinde. «Natürlich war die erste Reaktion Betrübnis, weil ein Teil der Familie nicht mehr da ist. Doch sie sind für Christus gestorben.» Weiter berichtet die Zeitung, dass in der Ortschaft Al-Our – aus dem 13 der 21 Opfer stammen – Banner zu sehen sind, welche die Märtyrer neben dem Thron von Jesus zeigen.
«Aus der Tiefe unseres Herzens»
Die «Huffington Post» berichtet, dass Bischof Angaelos, Leiter der koptischen Kirche Englands, bereit ist, den Terroristen zu vergeben. «Wir vergeben nicht die Handlung, denn sie ist abscheulich. Doch wir vergeben den Killern aus der Tiefe unseres Herzens.» Der koptische Geistliche fügt an, dass das vielleicht unglaublich klingen möge, doch das sei seine Verantwortung als christlicher Leiter.
Ansonsten würde man von Wut und Hass übermannt, mahnt Angaelos. «Es würde zu einer Spirale der Gewalt kommen, die in dieser Welt keinen Platz hat.» Gleichzeitig hoffe er, dass die verfolgten Minderheiten besser geschützt werden. «Es ist nicht nur ein Verbrechen gegen die koptischen Christen. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Und wenn es etwas gibt, für das wir als Menschen aufstehen sollten, dann ist es die Heiligkeit des menschlichen Lebens.»
Video
Bereits auf die Zerstörung der Kirchen reagierten ägyptische Christen 2013 mit Vergebung. In einem Musikvideo verbreiteten sie folgende Botschaft: «Inmitten von Tränen, Asche, Staub und Wunden, kommen wir mit einer Botschaft von Liebe, Frieden und Vergebung an die ganze Welt.»
Datum: 27.02.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet