«Grundsätzlich will Gott, dass wir gesund sind»
Livenet: Andreas Straubhaar, bitte stellen Sie sich doch kurz vor.
Andreas Straubhaar: Ich halte Evangelisations-Veranstaltungen unter dem Titel
'Heil und Heilung' in der Schweiz und Europa und habe eine Büro-Praxis, wo Leute
zu mir kommen, damit ich für sie um Heilung bete. Ich habe selber starke Heilung erlebt
und mich auf Grund dessen bekehrt. Ich ging nach meiner Bekehrung in eine
Gemeinde, wo Krankengebet praktiziert wurde, dies war meine «geistige
Muttermilch» und deshalb zweifelte ich nie daran, dass Gott heilt. Ich bin seit 13
Jahren verheiratet und wir haben vier Kinder.
In der Bibel lesen wir über Heilungen, aber heilt
Gott auch heute noch?
Im Alten Testament wird Gott Jahwe Rapha genannt,
Gott der Heilende, der den Menschen sehr gut geschaffen hat. In meinem Dienst
sehe ich, dass Krankheit nie gut ist, sondern zermürbend. Der Ursprung aller
Krankheit ist der Sündenfall, da kommen erste Leiden und Schmerzen über die
Menschen. Ich glaube grundsätzlich, dass Gott will, dass wir gesund sind. Jesus
trug am Kreuz Sünden und Krankheiten und wir lesen in Jesaja Kapitel 53, dass wir durch
seine Wunden geheilt sind.
Wann, wo und wen heilt Gott heute?
In der Bibel geht der Auftrag an uns: Heilt die
Kranken, verkündet Gottes Reich. Dort, wo das «volle Evangelium» verkündigt
wurde, geschahen Wunder. Wenn Heilung nicht als Teil des Evangeliums verkündigt
wird, geschieht es oft auch nicht. Jesus schickte die Jünger aus und Gott
bekräftigte das durch Zeichen und Wunder. Gottes Kraft wirkte durch die Apostel
und Jünger, und es ging immer weiter. Man kann nicht sagen wann Gott heilt,
aber ich glaube, es ist sein Wille zu heilen, egal ob man jung, alt, gläubig
oder nichtgläubig ist.
In der Bibel gingen die Menschen zu Jesus. Braucht
es auch heute noch Menschen mit Heilungsfähigkeiten?
Grundsätzlich hat Jesus pauschal alle ausgesandt,
für Kranke zu beten. Jeder, der in die Nachfolge berufen ist, soll das Evangelium
verkünden, Dämonen austreiben und heilen. Paulus zählt Gaben auf (1. Korinther, Kapitel 12, Vers 9),
darunter die Gabe, Kranke zu heilen, so gibt es wohl gewisse Leute mit dieser Gabe.
Es gibt Leute, die Heilung versprechen; sollen Kranke zu solchen Leuten hingehen?
Man soll Heilung suchen, wenn man krank ist; ich
denke, das ist wichtig und ich empfehle dies kranken Menschen. In den meisten
Fällen, bei denen Jesus persönlich geheilt hat, nicht da, wo es heisst, er habe alle
geheilt, haben sich die Leute aufgemacht zu Jesus. Für mich ist einer der
Hinderungsgründe, wieso jemand nicht geheilt wird, dass er es nicht sucht. Jesus
konnte in seiner Stadt keine Wunder tun, weil die Leute ihm nicht trauten, ihm
nicht glaubten. Mir ist es auch wichtig, dass Gläubige, welche die Bibel
kennen, Bibelworte über ihrer Krankheit aussprechen. Wie Jesaja Kapitel 53 oder Psalm
103: Er heilt alle meine Gebrechen.
Heilt Gott immer? Sofort oder über eine gewisse
Zeit?
Ich glaube, dass es immer Gottes Wille ist, zu
heilen. Jesus sagt, wenn ihr mich seht, seht ihr den Vater, welcher uns gesund
machen will. In der Bibel sehen wir nie, dass Jesus sagt: Ich will dich nicht
heilen, oder, ich komme dann nächstes Jahr zurück, du musst noch was lernen. Manchmal geschehen spontane Heilungen sofort, manchmal aber
auch über Nacht oder ein paar Tage später. So wie bei der Frau, die nach einem
schweren Reitunfall immer Schmerzen hatte und bei einer Veranstaltung den
Eindruck hatte, Gott ziehe ihr einen Pflock aus dem Rücken. Manchmal geschieht
es nicht augenblicklich oder nach ein paar Tagen, aber ich bin überzeugt, dass
immer etwas geschieht wenn wir für Kranke beten und ich ermutige, trotzdem
weiter Heilung zu suchen. In einem Fall hörte ich erst Jahre später, dass ein
Mann von Morbus Crohn geheilt wurde und keine teuren Medikamente mehr braucht.
Die blutflüssige Frau (Lukas Kapitel 8) hat nicht aufgegeben, sie hat sich durch die Menge gekämpft und Gott hat das belohnt. Für mich ist Glaube nicht ein Gefühl, sondern etwas Aktives. Ich gehe an eine Veranstaltung oder proklamiere Gottes Wort, nehme es ein wie Medizin. Durch die Nähe zu Jesus wird der Glaube gestärkt und die Hoffnung auf Heilung bleibt aktiv.
Was ist, wenn Gott nicht heilt? Ist das der Fehler des einzelnen?
«Du hast zu wenig Glauben» ist etwas, was Leuten
vorgeworfen werden kann, die nicht geheilt werden. Aber ich glaube das nicht.
Jesus hat nie jemanden weggewiesen und gesagt, er habe zu wenig Glauben. Er hat
die Jünger zurechtgewiesen, welche den epileptischen Jungen nicht heilen
konnten. Ihnen warf er vor, dass sie zu wenig Glauben hatten. Ich habe erlebt,
dass Leute geheilt wurden, die nicht mehr daran glaubten. Gott kann auf
einen 'Gufechnopf'-Glauben reagieren. Ich musste auch lernen, dass ich
nicht Gottes Anwalt bin. Ich muss ihn nicht verteidigen, wenn er nicht heilt. Ich bin berufen, Zeuge zu sein für das, was er durch uns tun will. Jesus selber
kannte auch Misserfolge.
Was kann man Leuten entgegen, die einem sagen: «Gott heilt
dich», aber es geschieht nicht?
Man soll aktiv bleiben, weiter gehen. Gott stärkt uns dazu.
Es geht darum, nicht zu resignieren und nicht ins Selbstmitleid zu verfallen,
wenn Heilung nicht geschieht. Zu denken, Gott meint es sowieso nicht gut mit
mir, ist zerstörerisch. Wenn man in so eine Negativspirale kommt und sich
immer hinterfragt, wo der Grund für die Nichtheilung liegen könnte, kann das
auch den Glauben an ein Wunder rauben.
Ist Gesundheit alles, das höchste Gut?
Es ist nicht alles, aber ich sehe es als ein hohes
Gut. Der Friede mit Gott, das Heil ist das Höchste, es hat Ewigkeitswert. Aber
es ist schwierig, es gegeneinander auszuspielen. Körperliche Heilung und Heil
gehen zusammen, die Bibel schliesst Körper, Seele und Geist mit ein. Fehlender
Friede mit Gott macht nicht nur die Seele krank. Durch Friede mit Gott kann
auch ein körperliches Wunder geschehen.
Will Gott durch eine Krankheit etwas lehren
oder kann man dadurch anderen helfen?
Es ist nicht Gottes Wille, dass wir krank sind, ich
sehe dazu nichts in der Bibel. Ich sehe das sehr kindlich und glaube, was ich
in der Bibel lese und interpretiere nichts hinein. Gott lehrte die Jünger durch
sein Wort und uns durch sein geschriebenes kraftvolles Wort (Hebräer Kapitel 4, Vers 12), nicht
durch eine Krankheit. Ich glaube nicht, dass Krankheit jemandes Zeugnis
verstärkt. Ich habe von einem Blinden gehört, durch dessen Gebet sogar Blinde
sehend wurden, er selbst ist immer noch blind. Es ist keine Bedingung, geheilt
zu sein, um für andere zu beten. Für andere um Heilung zu beten, ist immer ein
Spannungsfeld. Mein Herzensanliegen wäre, dass jeder augenblicklich geheilt
würde. Ich stelle mich unter den Auftrag von Jesus, der sagt, wir sollen Kranke
heilen und Tote auferwecken; ich vertraue ihm, ohne es immer zu erleben. Es ist
das Kreuz, das ich auch auf mich nehme, wenn Leute mit grossen Erwartungen in
den Augen von weit anreisen und sie beim Gebet noch nicht geheilt werden. Ich
ermutige sie, weiter nach Heilung zu suchen. Auch ein Arzt will immer helfen,
aber trotzdem sterben Leute und der Arzt hört nicht auf, zu praktizieren.
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Datum: 02.03.2021
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet