Pornographie

Wenn Frauen industriell ausgebeutet werden

Die Pornographie im Internet wächst. Was dabei ausgeblendet wird: Auf der Strecke bleiben insbesondere die Darstellerinnen. Viele wurden unfreiwillig in dieses Business gedrängt – Depressionen bis hin zu Suizid gehören zu den Folgen.
Vermeintliche Rosen im Internet.
Internetpornographie nimmt zu

Der Blick hinter die Kulissen zeigt die wenig schöne Seite einer Welt, die sich selbst nach aussen als glitzernd, lustvoll und glimmernd darstellt. Viele Darstellerinnen wurden bereits in ihrer Kindheit missbraucht. Andere lockt das schnelle Geld, das ihnen jedoch mehr raubt, als es ihnen gibt und etliche stammen aus dem Osten und wurden durch mehrtägige Vergewaltigungen gefügig gemacht.

Irene Hirzel kämpft für die Frauen, die Opfer dieser gigantischen, menschenfeindlichen Industrie geworden sind. Hirzel arbeitet für die «Christliche Ostmission» (COM) als Projektleiterin gegen Frauen und Kinderhandel und zeigt auf, wie Pornokonsum den Menschenhandel fördert. Vorher hatte sie sich im Milieu in Basel als Sozialhelferin um Prostituierte gekümmert.

Irene Hirzel, das Web ist anonym, was löst da ein einziger Klick aus?

Irene Hirzel: Für den Anbieter von Pornoseiten bringt es Geld und dem Konsumenten einen kurzen Kick. Den weiblichen Darstellerinnen bringt es jedoch erniedrigende Handlungen, zu denen sie möglichst lustvoll stöhnen müssen. Übrigens konsumieren immer mehr Frauen. Porno ist heute praktisch salonfähig geworden.

Woher stammen diese ausgebeuteten Frauen?

Pornodarstellerinnen kommen aus allen Ländern und Schichten. Viele reizt der Glanz der Filmwelt. Wenige wissen, was hinter diesem Business steckt. Sex ohne Schutz, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Geschlechtskrankheiten inklusive Aids, Depressionen und Suizid sind die häufigsten Folgen. Viele freiwillige Pornodarstellerinnen wurden als Kind missbraucht und haben bereits als Prostituierte gearbeitet. Shelley Lubben, Ex-Pornostar aus den Staaten, hat eine interessante Website zu diesem Thema.

Es gibt auch Darstellerinnen, die aus dem Menschenhandel stammen. Was läuft da ab?

Viele der gehandelten Frauen und Kinder werden zusätzlich für Pornodrehs missbraucht, vor allem im Hardcorebereich, die Grenzen sind da fliessend. Der Konsument kann nicht erkennen, ob sie es freiwillig macht oder nicht, er sieht nur die Handlung und nicht was dahinter ist.

Was widerfährt den Frauen, die aus dem Menschenhandel stammen?

Um eine Frau gefügig zu machen, wird sie oft tagelang vergewaltigt, um ihren Willen zu brechen. Auch das wird gefilmt. Der Händler will nur eins: Geld und nochmals Geld. Frauen werden mehrmals verkauft und in verschiedene Länder verschoben, da immer wieder – salopp gesagt – nach «Frischfleisch» verlangt wird.

Was kann man hier tun?

Der Konsum fördert die Nachfrage, deshalb nimmt der Frauen- und Kinderhandel weltweit zu.

Die Internetpornographie steigt rasend schnell. Es wäre am einfachsten zu sagen: «hört mit dem Konsum auf!» Aber viele Konsumenten werden in eine Abhängigkeit getrieben, bis hin zur Sexsucht. Da gibt es ja prominente Beispiele dazu. In einem solchen Fall braucht es eine fachliche Betreuung, da es sich um eine nichtstoffliche Sucht handelt.

Da Kinder und Jugendliche im Internet und Chatrooms sehr gefährdet sind, empfehle ich die Broschüre «Click it» von der Schweizerischen Kriminalprävention. Für Männer und Frauen die oft Pornos konsumieren oder nicht mehr mit dem Konsum aufhören können, ist eine gute fachliche Beratung angezeigt. Eine informative Website ist jene der «Anonymen Sexaholiker» oder z.B. das Buch «Mann unter Feuer» von Mark Laaser.

Zu guter Letzt sind wir natürlich froh um finanzielle Unterstützung um Frauen und Kinder vor dem Handel zu schützen, oder ihnen beim Ausstieg zu helfen. Zudem werden durch unsere Fachtagung Pornographie praktikable Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt.

Fachtagung Pornographie
Datum: Samstag, 19. März 2011
Zeit: 9.30 – 16.00 Uhr
Ort: EGW Bern, Nägeligasse 9/11, 3011 Bern
Thema: Auswirkungen und Folgen des Pornographiekonsums und Zusammenhänge mit dem Frauen- und Kinderhandel. Handlungsmöglichkeiten aus christlicher Sicht.
Anmeldung und weitere Informationen zur Tagung

Datum: 16.02.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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