Bei dem Propheten Jeremia sieht das anders aus. Er teilt die Prüfungsangst nicht. "Du, o Herr, kennst mich, du prüfst, wie mein Herz zu dir steht." sagt Jeremia zu Gott. Jeremia hat offensichtlich überhaupt keine Bedenken, dass sein Herz von Gott geprüft wird. Jeremia weiß ja, wie er zu Gott steht, da ist er sich sicher. Dass Gott Jeremia kennt, ist nichts Schlechtes, hat keinerlei negativen Beigeschmack, im Gegenteil. Jeremia sieht es als absolutes Plus. Gott weiß, wie ich zu ihm stehe - ein gutes Gefühl, wenn ich denn auch weiß, wie ich zu Gott stehe. Gewöhnlich ist es uns ja unangenehm, wenn andere Menschen uns zu gut kennen. Es gibt so manches, was wir lieber verstecken und im Verborgenen halten. Doch Gott gegenüber ist das nicht nötig. Es wäre auch völlig sinnlos. Gott kennt uns durch und durch. Ihm können wir nichts vormachen. Uns selbst dagegen schon. Gerade deshalb ist es ja so ungeheuer wichtig, dass Gott uns hier den Kopf zurecht rücken kann. Wenn wir blind sind für unsere eigenen Schwächen und Fehler, für unsere Schuld und unser Versagen, dann kann uns Gott die Augen öffnen. Er hält uns einen Spiegel vor und zeigt uns unser wahres Gesicht. Gott kennt unsere Motive, unsere Wünsche, unsere Gedanken - gute und schlechte. Und er weiß vor allem, dass wir Menschen keine Übermenschen, keine Heiligen und Engel sind. Natürlich will Gott, dass wir uns verändern. Vom Schlechten zum Guten, dass wir von der Sünde lassen und das Richtige tun. Aber er lässt uns nicht durchfallen, wenn wir versagen, wenn wir "die richtige Antwort" nicht kennen und falsch handeln. Denn Gott weiß, wie wir zu ihm stehen. Er weiß, wenn wir uns redlich bemühen, das Richtige zu tun und doch scheitern. Gott sieht uns dann mit gnädigen Augen an - anders als die Prüfer auf dieser Welt. Er gibt uns immer wieder eine neue Chance. Wenn Gott uns also prüft, dann brauchen wir keine kalten Füße zu bekommen, müssen nicht nervös werden und fliehen. Gott prüft uns - aber er liebt uns auch.
Datum: 18.12.2003
Autor: Horst Kretschi
Quelle: ERF Deutschland
Die Hände sind kalt und feucht, das Herz schlägt bis zum Hals, man ist nervös und hofft, dass das alles möglichst rasch und möglichst gut vorüber geht. Prüfungen sind eben einfach nicht sehr angenehm. Oft gibt es auch keine zweite Chance, jetzt oder nie, man muss bestehen. Prüfungsangst kann in einzelnen Fällen extrem schlimm sein. Kein Wunder, dass eigentlich alle Menschen möglichst versuchen, Prüfungen zu vermeiden.