Glaube praktisch

Warum Beten oft so langweilig scheint

Es gibt nichts Spannenderes als Beten. Theoretisch. Praktisch fällt es vielen Christen eher schwer, so etwas wie einen interessanten Austausch mit Gott zustande zu bringen. Schliesslich schieben sich alle möglichen Gedanken nach vorne und behindern das Beten.
Kind am Beten

Neben dem Wissen, wie wichtig Gebet eigentlich ist, beherrschen uns plötzlich folgende Gedanken: Wir sind zu beschäftigt, zu müde, haben keine Zeit für uns allein. Oder Gebet fühlt sich plötzlich wie eine lästige Pflicht an, die auch noch erledigt werden will. Zusätzlich zu all dem, was sonst schon auf unserem Programm steht… Bei näherem Hinsehen sind es oft folgende Gründe, die uns am Beten hindern:

    Oft fehlt der direkte Erfolg beim Beten

    In unserer Zeit der schnellen Resultate, wo wir oft mehreres gleichzeitig tun, passt Beten nicht hinein. Zunächst einmal müssen wir nämlich zur Ruhe kommen. Und wir bekommen keinerlei Garantie für eine direkt Antwort auf die Frage, die uns unter den Nägeln brennt. Wir haben unser Problem an Gott abgegeben, wissen aber weder wann noch wie er es behandeln wird. Andererseits ist das, was Gott gibt, eine echte Lösung und nicht nur eine schnelle, aber oberflächliche Reaktion. Und selbst die Zeiten der Stille sind bereits ein Teil seiner Antwort.

      Oft fehlt uns das Mitgefühl

      Beim Beten für andere merken wir manchmal, dass wir uns eher um uns selber drehen und es uns schwerfällt, ihre Situation mitzufühlen. Denn unsere Empathie muss mehr sein als ein kurzes: «Das tut mir aber leid!», sonst motiviert sie uns nicht zum Beten. Paradoxerweise ist das erste Ergebnis unseres Betens, dass wir uns mehr Gedanken über den anderen machen. Hier muss man allerdings einschränken: Wir können und werden nicht die Last der Welt auf unseren Schultern tragen. Es ist normal und richtig, dass unser Engagement im Gebet Grenzen hat.

        Oft verlieren wir Gottes Macht aus dem Blick

        Wenn wir vergessen, was Gott tun kann oder was er bereits getan hat, dann setzen wir unsere Zeit und Energie nicht fürs Beten ein. Dann sieht es sinnlos aus. Doch unser Glaube braucht Erinnerung. So wie sich das Volk Israel in den Psalmen immer wieder ermutigte «und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat» (Die Bibel, Psalm 103, Vers 2), brauchen auch wir diesen Blick in den Rückspiegel. Mit dem Blick auf das, was Gott getan hat, wächst unser Glaube in das, was er tun will. Selbst, wenn er noch nicht handelt, realisieren wir: Er ist da!

          Wir denken, Art und Dauer des Gebets spielt eine Rolle

          Es ist Erziehungssache oder Typfrage. Tatsache ist, dass viele Christen denken, die Art und Weise sowie die Dauer ihres Betens hätte einen positiven Einfluss auf Gott und ihre Beziehung zu ihm. Wenn wir das erwarten, dann betonen wir beim Beten eher das Tun als das Sein – und natürlich denken wir, dass Gott dasselbe macht. Tatsächlich geht es nicht darum, unsere Zeit mit Gott immer wieder abzukürzen, doch ihre Qualität lässt sich nicht in Minuten messen und Schuldgefühle sind in der Regel eher eine Gebetsbremse als ein Motor. Beim Zusammensein mit Freunden schauen wir doch auch nicht auf die Uhr, um mindestens eine Stunde mit ihnen zu verbringen. Wenn wir gehen müssen, dann ist das kein Grund zur Aufregung, eher einer dafür, sich bald wiederzusehen oder in Kontakt zu bleiben. Wieso sollte das bei Gott anders sein?

            Wir sehen es als selbstverständlich an

            Wir können jederzeit beten, Gott hat auch keine Sprechstunden, zu denen wir kommen müssten. Es ist weder eine Übersetzung noch sonst etwas nötig. Als unser Freund und Gegenüber sucht er die Gemeinschaft mit uns. All das ist richtig. Aber gleichzeitig verleitet es uns dazu, Gebet als Selbstverständlichkeit zu sehen. Und das ist es nicht. Es geht hier nicht darum, Hürden einzubauen, aber es kann hilfreich sein, wenn wir uns bewusst machen, dass es nicht «normal» ist, dass wir mit allem, was uns bewegt, zum Schöpfer des Universums beten können, weil er – bildlich gesprochen – alles stehen und liegen lässt, wenn wir zu ihm kommen. Ganz sicher ist Gott nicht auf diese Zeit mit uns angewiesen, aber wir sind es. Gebet ist ein fantastisches Geschenk, das Gott uns immer wieder anbietet!

              Wir sehen es als lästige Pflicht

              Im Grunde genommen wird Gebet immer dann zur lästigen Pflicht, wenn wir es tun müssen. Die meisten Christen haben schon Zeiten erlebt, in denen sie zutiefst dankbar waren, dass sie beten konnten. Aber in all den anderen Momenten tut es gut, uns daran zu erinnern, was Gebet eigentlich ist. Dabei erleben wir Beten nicht länger als Muss, sondern vielmehr als etwas, das wir selber wollen. Sicher werden wir Zeiten erleben, in denen Gebet trotzdem eine Last zu sein scheint. In denen Jesus uns wie seinen Jüngern im Garten Gethsemane erklärt: «Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 26, Vers 41). Enttäuschung über uns selbst, Ungeduld und Schuldgefühle können die Folge sein. Gut, dass Gott grösser ist als diese Gefühle! Er kennt uns und macht keine Leistungsschau aus unserem Gebetsleben – machen wir es auch nicht. Stattdessen können wir mit dem Heiligen Geist rechnen, der es schafft, selbst in solchen sprachlosen Momenten unser Beten oder Nicht-Beten für Gott zu übersetzen (Die Bibel, Römer, Kapitel 8 Vers 26).

              Auf diese Weise wird Beten nicht langweilig!

              Zum Thema:
              Gott ist da: Wie man beten kann, wenn einem die Worte fehlen
              Wie geht beten?: Ein Selbstversuch
              Gebetsblocker: Wenn die Freude am Beten fehlt
              Das Gebet: Was ist anders beim christlichen Beten?

              Datum: 22.07.2016
              Autor: Hauke Burgarth
              Quelle: Livenet / Relevant Magazine

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