Wie ein Löwenzahn zwischen dem Asphalt
Gerade neulich sah ich das Bild wieder in einer Fernsehserie: der zarte grüne Blumenstengel, der sich vorsichtig zwischen aufgebrochenem Asphalt hindurchzwängt – mit einer ungeahnten Kraft. Eine Stadt voller Zement, Asphalt, grau in grau, alles zugemauert und zugekleistert – und dann mit einem Mal das Grün dieser Blume, vielleicht sogar eine erste gelbe Blüte. Dies ist wohl auf der ganzen Welt ein Zeichen der Hoffnung, des Aufbruchs, des Neubeginns.
Manchmal kommt mir mein Leben auch so asphaltiert vor, zugemauert, grau in grau. Selbst nach dem wunderschönen Jahresurlaub holt einen die Routine viel zu schnell wieder ein. Arbeit, Essen, Hausarbeit, Schlafen, und dann alles wieder von vorne… Zeit für mehr ist oft nicht drin. Und aus der Routine auszubrechen, ist nicht nur schwer, es erfordert auch Kraft – wie die Kraft der Blume, die sich durch den aufbrechenden Asphalt zwängt. Manchmal denke ich dann wehmütig an meine Jugend- und Studentenjahre, in denen Routine kein Thema für mich war. Irgendwie hat sich vieles verändert… Aber wie schaffe ich es, den Asphalt über meiner Kreativität, meiner Lebenslust, meiner Spontaneität aufzubrechen? Und aus der Routine auszubrechen?
Wie Flüsse in der Wüste
Interessanterweise wird dieses Thema schon in der Bibel angesprochen – obwohl es damals noch gar keinen Asphalt gab. Doch es gab Wüste – und Wüste ist in der Bibel ein Symbol für Zeiten, in denen alles zäh und trocken läuft, routiniert, eben wie unter einer Asphaltdecke. Aber Gott sagt durch den Propheten Jesaja im Kapitel 43, Verse 18b und 19: «Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen! Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Strasse bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fliessen.»
Das Volk Gottes befand sich damals in einer Grau-in-grau-Situation: Von einem feindlichen Volk gefangen genommen, lebte es an einem fremden Ort, musste für fremde Herren arbeiten, sah sich in einer schrecklichen Routine wieder und fragte sich: Wie lange noch? Wann ändert sich endlich etwas? Und in diese Situation hinein sagt Gott: «Hey, lebt nicht in den vergangenen Erfolgen. Ich bin schon längst am Arbeiten an einem Ausweg, an etwas Neuem. Macht doch mal die Augen auf, seht ihr das gar nicht?» Ich liebe diesen Vers, «habt ihr es noch nicht gemerkt?». Ich stelle mir Gott fast etwas ungeduldig vor, wie er da steht, etwas am Erschaffen ist und möchte, dass die Israeliten es endlich sehen – und sich freuen, ihm danken, fröhlich sind und nicht mehr so jammern…
Etwas Neues hat schon angefangen
Auch in meinem, in Ihrem Leben will Gott Neues schaffen – und ist vielleicht sogar schon dabei. Und wir, die wir so in unserer Routine feststecken, merken es einfach noch nicht. Wie Flüsse in der Wüste, wie eine Blume, die sich durch den Asphalt schiebt. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir Gott erlauben, in unserem Leben zu wirken oder ihn bitten, dass er uns zeigt, wo er am Wirken ist? Und gespannt drauf warten, was er denn da am Erschaffen ist? Dann können wir spätestens aus unserer Routine ausbrechen und uns auf den neuen Weg begeben, den Gott schon am Vorbereiten ist – wenn wir uns denn trauen.
Kraft durch Gottes Geist
Noch etwas Interessantes: Pflanzen bauen durch Wasser, das ihre Zellen erfüllt, einen inneren Druck auf, der ihnen ungeahnte Kräfte gibt. So ist selbst ein kleiner Löwenzahn in der Lage, durch Asphalt zu stossen, das mit der Zeit spröde wird.
Vielleicht fühlen Sie sich schlapp, kraftlos, wie ein kleiner dünner Löwenzahn. Dann bitten Sie Gott um Kraft. Er möchte uns mit seinem Geist füllen, der wie das Wasser in den Zellen des Löwenzahns wirkt. Mit seiner Kraft sind wir in der Lage, festgefahrene Situationen zu lösen und Asphaltdecken in unserem Leben zu durchbrechen – und das schenkt auch anderen Hoffnung, so wie der Löwenzahn zwischen dem Asphalt.
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Datum: 26.09.2021
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch