Gott verhilft ihm zu guter Musik
Ennio Morricone ist von allen Filmkomponisten wohl der einzige mit Weltruhm. Er hat mehr Film- und Fernsehmusiken als jeder andere komponiert; der Soundtrack von «Spiel mir das Lied vom Tod» ist vielleicht seine bekannteste. Freilich litt Morricone lange darunter, auf das Genre Italo-Western reduziert zu werden. Dafür hat er «nur» etwa 30 Musikstücke geschrieben.
Ursprünglich wollte Morricone einen ganz anderen Weg einschlagen. Er hatte Ambitionen als Komponist von Klassikern. Von denen hat er inzwischen auch über 100 Werke geschrieben, doch die kennen selbst seine treuesten Fans kaum. Ein bisschen hadert Morricone denn noch immer damit, dass nicht sein Gesamtwerk, sondern immer «nur» seine Filmmusik wahrgenommen wird.
Religiöse Ader
Immer wieder vertonte Morricone auch Filme, denen Episoden aus der Bibel, oder der Glauben zu Grunde lagen, beispielsweise «Die Bibel», «Moses – Der Gesetzgeber», «Abraham», «Genesis», «Jakob», «Josef», «Samson und Delila» und der Film «Mission». Letzterer schaffte es mit Rang 23 auf die Liste der 25 grössten Filmmusiken aus 100 Jahren, die das American Film Institute führt.
Erst kürzlich stellte er seine neue Komposition «Jerusalem» vor, die er für den Frieden und den Dialog zwischen Religionen und Völkern geschrieben hat. »Eine Wolke aus Klängen, die ein Bild des Jenseits vermitteln soll», beschreibt Morricone sein Werk. Viele erachten seine Musik als sehr spirituell.
Spiritualität klingt durch
In einem Interview erklärte er, wie sein Glaube seine Musik beeinflusse: «Musik ist eine abstrakte Kunst. Aber natürlich, wenn ich an einem religiösen Stück schreibe, trägt sicherlich mein Glaube viel dazu bei.» Allerdings, so fügt er hinzu, gebe es in ihm eine Spiritualität, die in allen seinen Kompositionen durchscheine. Er wolle das nicht explizit so haben, er fühle es halt.
«Weil ich ein gläubiger Mensch bin, ist dieser Glaube wohl immer bei mir. Aber das müssen andere merken, die Musikwissenschaftler und diejenigen, die nicht nur die Musikstücke analysieren, sondern auch ein Verständnis für mein Wesen haben, für das Heilige und das Mystische», erklärt Morricone. Er sei davon überzeugt, dass Gott ihm helfe, «eine gute Komposition zu schreiben.»
Datum: 25.09.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch