Ein Paket Schnürsenkel

Als ich durch den Supermarkt hetzte, stiess ich einen Stapel Schnürsenkel um. In meiner Verlegenheit warf ich eine Packung in den Einkaufswagen und packte sie nach dem Bezahlen in meine Handtasche. Dann fuhr ich zu der Reha-Klinik, wo ich angefangen hatte, mich um Donald zu kümmern, einen Mann, dessen Arme und Beine nach einem Sturz von der Leiter gelähmt waren.

Weiss Gott von meinen Nöten?

An diesem Tag war Donald besonders anhänglich. «Brenda», sagte er, «Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich Gott einfach egal bin.» – «Ich weiss, das Sie ihm nicht egal sind», sagte ich. Aber eine bessere Antwort hatte ich nicht für ihn. Wir sassen schweigend da.

«Ach, übrigens», sagte Donald, als ich gerade gehen wollte, «der Schwester ist einer meiner Schnürsenkel gerissen. Könnten Sie mir wohl neue besorgen?» Ich öffnete meine Handtasche und holte das Päckchen aus dem Supermarkt heraus. Erstaunt betrachteten wir die Schnürsenkel und ich band damit Donalds Schuhe.

Schnürsenkel! Für ein paar Schuhe an Füssen, die sich nicht mehr bewegen und sie deshalb auch nicht mehr abnutzen können. Für ein paar Hände, die nicht einmal mehr Schuhe binden können.

Wenn Gott sich schon um Kleinigkeiten kümmert...

«Donald, wenn Sie Gott so wichtig sind, dass er Sie sogar mit Schnürsenkeln versorgt, ehe Sie danach fragen», sagte ich, «dann bin ich sicher, dass er auch in bedeutenderen Angelegenheiten gut für Sie sorgen wird.» Er lächelte. «Ja, Sie haben Recht», sagte Donald. «Da bin ich auch sicher.»

Wann immer mich der Mut verlässt, muss ich an die Schnürsenkel denken. Dann weiss ich, dass Gott auch für mich sorgt. Bis zu den Schnürsenkeln in meinen Schuhen.

Aus dem Buch «Genug Liebe für ein ganzes Leben – und andere wahre Geschichten, die das Herz berühren», erschienen bei Gerth Medien.