Als Discoboss war er egozentrisch, eitel und jähzornig
Bereits mit 13, 14 begann er, mehr in der Nacht zu leben als am hellen Tag. Immer öfter war er in der Nachtszene unterwegs. Von Kneipe zu Kneipe. Von Party zu Party. Im Leben und im Beruf war er ständig auf der Suche. Begann etwas, hörte wieder auf. Liebte jemanden, zog die nächste Frau in seinen Bann. Irgendwie war er immer rastlos und suchend.
Dann sah er ein Inserat. Eine Diskothekenkette suchte für eine neue Disco in Bayreuth einen «Betriebsleiter Erlebnisgastronomie». Steve war erst 24. Aber er bekam die Stelle. Es war eine grosse Aufgabe mit viel Verantwortung und einem kräftigen Lohn.
Es lief gut
1‘000 Personen feierten und konsumierten an den Wochenenden in seiner Erlebnisdisco. Fünfzig Männer und Frauen arbeiteten für Steve. Seine Türsteher mussten ihn oft beschützen. Er war stadtbekannt. Ein Jahr später wurde Steve angefragt, die ganze Anlage zu kaufen und auf eigene Rechnung zu betreiben. Franchising nennt man das. Name, Idee und Konzept werden übernommen. Dafür entrichtet man einen Obolus. Das Haus, das Personal und die ganze Infrastruktur gehören nun dem Geschäftsführer. Er ist sein eigener Herr und Meister.
Steve powert, fordert viel von seinen Leuten. Jeder weiss: Was Steve will, muss geschehen. Sie müssen die Kunden bei Laune halten, mittrinken, animieren, dazu verleiten wieder zu kommen. Die Nächte sind lang. Oft vierzehn Stunden. Steve trinkt sehr viel. Er ist nicht selten in Schlägereien verwickelt. Seine Freundin erwartet ein Kind. Sie heiraten. Doch die Liebe zerrinnt schneller als sie entstanden ist. Steve lebt sein Partyleben einfach weiter. Er lässt sich nicht binden. Er liebt die Freiheit.
Abgründe
Plötzlich läuft es nicht mehr so rund. Geldprobleme. Beziehungsprobleme. Alkoholprobleme. Steve wacht auf. Er liegt im Spital. Alkohol und Pillen. Beinahe hätte er nicht überlebt. Er will nicht bleiben, von Psychiatrie schon gar nichts wissen. Er ruft seinen besten Freund an. «Hol mich ab! Ich will hier weg! Weg, einfach weit weg!»
Am Flughafen Nürnberg gibt es kein einziges Ticket zu kaufen. Alle Flüge ausgebucht! «Von mir aus nach Weissrussland!» Nichts zu machen! Er lässt sich in ein Hotel fahren. Seine Frau hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine neue Beziehung eingelassen.
Steve ist allein, findet das Leben sinnlos. Die Disco, der ganze Betrieb ist ihm egal. Seine Geschäftsführerin soll sich mit all den Problemen herumschlagen.
Die Stadt blüht
Ein herrlicher Tag. Steve geht einkaufen. Er will seine Seele mit schönen Sachen trösten. Mitten in Nürnberg steht ein Strassenprediger. Niemand hört ihm zu. Steve bleibt stehen. Er wird wie von einer unsichtbaren Hand in die Nähe des Predigers geschoben. Verdeckt von einer Hausecke lauscht er seinen Worten. «Jesus kann dir helfen!» Was soll das?
Steve wandert durch die Stadt. Bettlern gibt er Geld. Vor Kirchen bleibt er stehen. Gutes tun heilt die Seele. Am nächsten Tag steht ein alter Mann mit langem Bart in der Fussgängerzone, der sich ein Transparent mit Bibelversen an den Körper gehängt hat. Er spricht mit Steve, gibt ihm ein neues Testament. Auch seine Botschaft lautet: «Jesus kann dir helfen.» Auf diese Menschen hätte Steve sich früher nie eingelassen.
Vom Geschäft hört er schlechte Nachrichten. Die Banken sind ungeduldig. Sie haben ihm viel Geld ohne Sicherheit geliehen. Steve sucht sich eine Wohnung, bleibt auf Distanz. Bei der Besichtigung beginnt der Hausmeister aus seinem Leben zu erzählen.
Was er erzählt, klingt wie Steves eigene Geschichte. Steve sagt zu ihm: «Ich habe mein Leben ruiniert.» Der Mann antwortet: «Jesus kann Ihnen helfen.» Zum dritten Mal in derselben Woche sagt jemand: Jesus kann dir helfen! «Ich bete für Sie.» Der Hausmeister schliesst die Tür, kniet auf den Boden und betet zu Gott. Steve weint, lässt sich auf die Knie fallen, kann nicht sprechen.
Aber er weiss: Gott kann mir helfen. Er kann mein verpfuschtes Leben heilen und erneuern. Steve will ab sofort auf Gott vertrauen. Er weiss nicht viel über Gott. Er fühlt nur, dass dieser Gott auf der Suche nach ihm ist.
In der Bibel liest er Worte, die ihn zutiefst treffen: «Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden. Gott hat mich erlöst, dass ich nicht hinfahre zu den Toten, sondern mein Leben das Licht sieht. Siehe, das alles tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden, dass er sein Leben zurückhole von den Toten und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.» (Die Bibel, Hiob, Kapitel 33, Verse 28-30)
Dreimal hörte er dieselbe Botschaft in derselben Woche: «Jesus kann dir helfen!» Das ist kein Zufall! Auch sein Verlangen nach Alkohol ist weg. Ausgelöscht! Ein Wunder! Mit dem Jähzorn muss Steve noch lange kämpfen. Sein Temperament wird zum Übungsfeld für Gottvertrauen. Oft zieht er sich zurück in einen Raum. Allein mit Gott gibt er seiner Wut Raum. Kanalisiert. Ohne anderen Menschen zu schaden.
Eine christliche Disco
In seiner Disco befiehlt Steve den Türstehern, christliche Flyer zu verteilen und die ganz harte Musik nicht mehr aufzulegen. Eine christliche Disco ist seine Idee. Steve versucht den Glauben umzusetzen. Auf seine Art. Nach seinen Erkenntnissen. Die Türsteher gehorchen, drücken den Gästen Flyer in die Hand. Steve ist der Boss. Was er sagt wird getan.
Sein bester Freund und Mitarbeiter will Steve vom neuen Glauben abbringen. Er begleitet ihn zu den Gottesdiensten, um ihn besser überzeugen zu können. Doch dann, nach einigen Monaten, treffen Gottes Worte auch ihn mitten ins Herz. Er realisiert, dass Gott ein grosser, lebendiger Gott ist, der dem Leben neue Perspektiven verleiht.
Steve wird an diesem Tag bewusst, dass er kein gutes Vorbild ist, wenn er Menschen zum Saufen verleitet. Viel Schaden hat das exzessive Leben in seiner Disco schon verursacht. «Ich habe Menschenleben auf dem Gewissen. Discobesucher sind auf dem Heimweg alkoholisiert tödlich verunfallt.» Die beiden gehen in die Disco, räumen die Flaschen zusammen, senden sie zurück an die Lieferanten und setzen einen Fax an die Stadtverwaltung auf: «Ich schliesse meine Disco...»
In der Kirche nennen sie ihn Stephan. Er hat sich so vorgestellt. Warum weiss er nicht. Alle nannten ihn immer Steve. Aber der neue Name wird zum Zeichen der inneren Erneuerung. «Es wird nicht alles einfach gut, wenn man auf Gott vertraut. Oft sind Prozesse auch schmerzhaft.» Stephan weiss, wovon er spricht. Er hoffte, seine Ehe zu retten. Er dachte, mit Gottes Hilfe könne er in ein, zwei Monaten restaurieren, was er in vier Jahren zerstört hatte. Es gelang ihm nicht.
Auch sein Körper und seine Seele brauchten Zeit und Distanz. Gott gibt ihm die Chance für eine tiefe innere Erneuerung und auch die Zeit dazu. Stephan lernt Altenpfleger. Seine Frau kommt nicht zurück. Sie lässt sich scheiden. Sein Sohn wird bei der Mutter leben. Der Schmerz ist gross. Stephan erkennt, dass man verpfuschtes Leben nicht restaurieren kann. Es muss erneuert werden.
Ein Wort aus der Bibel wird ihm zur Kraftquelle: Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun (Hesekiel 36, 26.27). «Gott ist der Handelnde. Er ist der Boss. Ich muss lernen, mich seiner Führung zu stellen, ihm zu vertrauen. Auf ihn zu hören.»
Erneuert
Stephan lebt heute in der Nähe von Thun. Im Berner Oberland. Neun Jahre sind seit jener Woche vergangen, in der Gott unerwartet dreimal seinen Weg kreuzte. Stephan hat viel gelernt. Aber vor allem ist er sehr dankbar, dass Gott seine drei so verpfuschten Lebensbereiche geheilt und neu gestaltet hat: Persönlichkeit, Beruf und Partnerschaft.
Seit ein paar Jahren ist Stephan mit Renata verheiratet. Zur Mutter seines Sohnes hat er ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Die Wunden sind verheilt. Stephan besucht seinen Sohn oft und freut sich, wenn er ihn väterlich in seine Arme schliessen kann.
Diesen Artikel hat uns TextLive zur Verfügung gestellt.
Zum Thema:
Jesus kennen lernen
Datum: 23.11.2012
Quelle: Textlive