Schuld macht dich erpressbar
Wissentlich Böses zu tun und schuldig zu werden, bringt viele Nachteile mit sich. Wer bei Delikten nicht alleine agiert, hat zum Beispiel Mitwisser. Alle kennen die Verfehlungen der anderen. Wer sich gegenüber dem Gesetz oder gegenüber Menschen schuldig macht, baut ausserdem unweigerlich Lügengebilde auf und muss stetig Energie aufwenden für neue Ausreden und Alibis, damit er nicht auffliegt.
Wer einmal auf Abwege geraten ist, hat ausserdem eine viel tiefere Hemmschwelle für weitere Übertretungen. «Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.» Aus dieser negativen Spirale hinauszugelangen, ist enorm schwierig. Wenn es Mitwisser gibt, haben die ein Interesse daran, nicht verpetzt zu werden, und sie nutzen die Angriffsfläche, jeden wegen seiner Schuld zu erpressen. Bei unmoralischen Übertretungen, die weniger das Gesetz als vielmehr andere Menschen verletzen, funktioniert dieses Versteckspiel nach demselben Schema.
Wenn die Glaubwürdigkeit verloren geht
Unter uns Menschen herrschen unterschiedliche Auffassungen von richtig und falsch. Wer sich im vollen Bewusstsein unkorrekt gegenüber anderen verhält und sich dauerhaft in diesem Zustand aufhält, befindet sich deshalb in einer Grauzone. Solche Menschen tendieren dazu, ihr Verhalten schönzureden, und sie suchen sich Beispiele von Menschen, die noch viel schlimmer sind als sie.
Wer Gesetze oder andere Menschen mit seinem Verhalten verletzt, muss damit rechnen, für sein Verhalten Rechenschaft ablegen zu müssen. Gegenüber Menschen und auch vor Gericht spielt es insofern keine Rolle, in welchem Bereich jemand nicht die Wahrheit gesagt hat. Wer einmal lügt, dem glaubt man nimmermehr. Vor Gericht kann so ein ganzer Fall verloren gehen, denn wer in einer Sache lügt, hat auch im Anklagepunkt seine Glaubwürdigkeit verloren. Wer durch ein Gericht verurteilt wurde, leidet möglicherweise jahrelang unter dem Strafregistereintrag, den er zum Beispiel bei zahlreichen Jobbewerbungen vorzeigen muss.
Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
Oftmals werden sich Menschen irgendwann ihrer Schuld bewusst und tun sich schwer, sie zu bekennen. Sie tragen in ihrem Rucksack eine schwere Last mit Schuld, Verletzungen und negativen Gefühlen herum. Das schlechte Gewissen lässt sich abstumpfen, ja, aber es kann auch den entscheidenden Impuls geben, die Verfehlungen ans Licht bringen zu wollen. Wer seine Schuld bekennt, läuft allerdings Gefahr, keine Vergebung zu erfahren; er wird dann möglicherweise vom Täter zum Opfer. Oftmals erfahren diese Menschen den Missbrauch von Schuldgefühlen, aufgrund derer sie, selbst nach dem Bekennen der Schuld, emotional erpresst werden. Fazit: Wer sich nicht schuldig macht, lebt definitiv entspannter!
Möchtest du selbstbestimmt und in Freiheit leben? Fühlst du dich schwer beladen oder von Leichtigkeit beflügelt? Hast du dir in deinem Leben auch schon mal einen Neustart gewünscht? Weshalb haben wir Menschen ein schlechtes Gewissen?
Erpresst Religion mit Schuld?
Glaubenskritiker betonen, dass die Machthaber der Religionen die Menschen absichtlich mit ihrer Schuld erpressen. Denn auf diese Weise, so der Vorwurf, bleiben die Gläubigen in ihrer Abhängigkeit.
Angenommen, es gäbe keinen Gott und wir hätten keine Seele, dann könnte jede Person so leben und handeln, wie sie möchte. Doch sind dann Ethik und Gesetze nur eine unnötige Erfindung der Menschen? Wäre so ein Leben nicht Chaos pur?
Freiheit als Wesen des Christseins
Die Bibel sagt, dass das egoistische Wesen des Menschen die Ursache für Sünde und Schuld ist: «Es sind vielmehr unsere eigenen selbstsüchtigen Wünsche, die uns immer wieder zum Bösen verlocken» (Jakobus, Kapitel 1, Vers 14). Gott hat uns ein Gewissen gegeben, damit wir unsere Verfehlungen erkennen und anderen Menschen mit Empathie begegnen können. «Meine Schuld ist mir über den Kopf gewachsen. Wie schwer ist diese Last! Ich breche unter ihr zusammen» (Psalm 38, Vers 5).
Es ist eine aktive Entscheidung, aus Fehlern zu lernen und erneute Fehler zu vermeiden: «Ich mache also ständig dieselbe Erfahrung: Das Gute will ich tun, aber ich tue unausweichlich das Böse... Dennoch handle ich nach einem anderen Gesetz, das in mir wohnt. Dieses Gesetz kämpft gegen das, was ich innerlich als richtig erkannt habe, und macht mich zu seinem Gefangenen» (Römer Kapitel 7, Verse 21–23). Gott hat einen anderen Plan für uns Menschen: «Es war sein Wille, dass er uns durch das Wort der Wahrheit, durch die rettende Botschaft, neues Leben geschenkt hat. So sind wir der Anfang seiner neuen Schöpfung geworden» (Jakobus Kapitel 1, Vers 18).
Das Wesen des Christseins ist die Freiheit. Freiheit von Schuld, Freiheit von den Anklagen der Vergangenheit, Freiheit, das Richtige zu tun und dem Guten nachzujagen wie einem Schatz. Ein Jesus-Nachfolger ist ein freier Mensch. Das schönste Geschenk Gottes ist, dass wir für diese Freiheit nichts leisten müssen: «Also steht fest: Nicht wegen meiner guten Taten werde ich von meiner Schuld freigesprochen, sondern allein deshalb, weil ich mein Vertrauen auf Jesus Christus setze» (Römer Kapitel 3, Vers 28).
Es spielt keine Rolle, welche Vergehen du mit dir herumschleppst. Seine Gnade gilt auch dir, damit du Vergebung erfahren und frei sein darfst. Oder noch anders gesagt: Für Gott ist nichts unmöglich. Er kann auch deine Fehler und Vergehen dazu nutzen, um sich in deinem Leben als Retter und Heiler zu zeigen, zu verherrlichen. Diese Heilsgewissheit ist unglaublich befreiend. Unsere Schulden sind durch Jesu Tod am Kreuz vergeben, und wir sind befreit von unserer Last. Diese Gewissheit sollte jeden Jesus-Nachfolger und jede Jesus-Nachfolgerin geradezu beflügeln.
Vergebung statt Erpressung
Um nochmals aufs Thema «Missbrauch von Schuld und Sünde» zurückzukommen, das Religionsführern als Erpressung der Gläubigen diene: Die Bibel kennt derartige Machtspiele nicht und empfiehlt unmissverständlich, wie wir leben sollen: «Du junger Mensch, geniesse deine Jugend und freu dich in der Blüte deines Lebens! Tu, was dein Herz dir sagt und was deinen Augen gefällt! Aber sei dir bewusst, dass Gott dich für alles zur Rechenschaft ziehen wird! Lass dich nicht von Kummer und Sorgen beherrschen und halte allen Schmerz von dir fern! Denn Jugend und Frische sind vergänglich» (Prediger Kapitel 11, Verse 9–10). Ein freies Leben zu führen, jeden Moment zu geniessen, das Richtige zu tun sowie gewissenhaft zu leben, das alles schliesst sich gegenseitig definitiv nicht aus, wenn wir Vergebung zulassen und in Anspruch nehmen.
Lastet schwere Schuld auf dir? Fühlst du dich gefangen von der Vergangenheit? Selbst wenn Menschen dir keine Vergebung zusprechen wollen, ist Jesus für deine Sünden gestorben, damit du erlöst sein darfst. Er steht mit offenen Armen da und will dich kennen lernen. Du sollst befreit sein von allem, was dich runterzieht.
Dieser Text stammt aus dem Buch «Bibel Coaching» (Fontis-Verlag) von Philippe Hauenstein. Das Buch ist im Livenet-Shop erhältlich.
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Datum: 17.07.2022
Autor: Philippe Hauenstein
Quelle: Bibel Coaching / Fontis-Verlag