Der höhlenartige Raum befindet sich am Rand eines Nektarinenhains des Kibbutz Tzuba, vier Kilometer von Ein Kerem (heute eine Jerusalemer Vorstadt), wo Johannes nach der Überlieferung aufwuchs. Er misst 26 auf 4 Meter und ist im Schnitt 5 Meter hoch und wurde vermutlich als Zisterne in der alttestamentlichen Königszeit (800-600 v. Chr.) gegraben. Die Forscher wurden 1999 von Kibbutzleuten hingeführt und haben seither bei der Ausgrabung auch 250'000 Tonscherben gesichtet, die bei Taufritualen Verwendung gefunden haben könnten. Die ältesten sind über 2100 Jahre alt. Der britische Archäologe Shimon Gibson, der die Grabung geleitet hat, meint hier “das Bindeglied zwischen jüdischer und christlicher Taufe” gefunden zu haben. Andere Wissenschaftler (in Israel werden alle Spuren angeblich frühchristlichen Lebens sorgfältigst geprüft) betonen, dass es überhaupt keinen Beweis dafür gibt, dass Johannes der Täufer die Zisterne je betrat. Johannes war ein Bussprediger, der im Jordan Tausende von Juden und auch Jesus von Nazareth taufte. Der US-Professor James Tabor räumt ein, dass keine Inschriften gefunden wurden. Doch die eingeritzten Zeichnungen byzantinischen Stils aus dem 4. oder 5. Jahrhundert zeigen einen Mann im Tierfell mit einem Stab. Weiter sind ein abgetrennter Kopf (Johannes wurde nach dem Bericht der Evangelien auf Befehl von König Herodes Antipas enthauptet), eine Hand und ein Kreuz zu sehen. Dies ist laut Gibson einzigartig. Der Täufer, der laut der Bibel längere Zeit in der Wüste zubrachte, könnte sich hierhin zurückgezogen haben. Möglicherweise habe auch Jesus die Zisterne benutzt. Am stärksten fasziniert die Forscher ein Stein, zu dem 28 Treppenstufen hinunterführten. Er enthält eine Vertiefung in Fussform (etwa Grösse 45). Rechts davon findet sich eine kleine Vertiefung. Laut Gibson deutet der Fund auf ein Ritual in der Zeit von Jesus, das sich von gewöhnlichen jüdischen Ritualen abhob: Gläubige dürften die Stufen hinuntergestiegen sein und den rechten Fuss in die Vertiefung gestellt haben. Mit Öl wurde der Fuss dann gesalbt.
Datum: 18.08.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch