Was ist Nächstenliebe?
Als Jesus nach dem Wichtigsten im Leben gefragt wurde, antwortete er: Das Wichtigste ist es, Gott zu lieben mit deinem ganzen Sein. Und genau so wichtig ist es, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 22, Verse 37- 40)
Wer ist der Nächste?
Der «Nächste» ist jeder Mensch, mit dem wir zu tun haben. Also nicht nur die Menschen, die wir sowieso lieben. Es kann der Nachbar sein, die Kassiererin im Supermarkt, der Arbeitskollege oder der Chef.
Erstaunlicherweise hat Jesus nicht gesagt: «Sei nett zu deinem Nächsten.» Er hat tatsächlich von Liebe gesprochen. Wie hat er sich denn das vorgestellt?
Was Nächstenliebe ist
Menschen sind teilweise komisch und benehmen sich oft nicht so, dass man sie automatisch liebt. Viele sind ja noch nicht einmal sympathisch. Und Liebe ist für solche Leute ein ganz schön starker Begriff. Dazu kommt, dass man Gefühle ja auch nicht einfach so beeinflussen kann.
Es mag überraschend klingen, aber Nächstenliebe ist mehr eine Entscheidung als ein Gefühl. Ich kann mich entscheiden, ob ich jemandem wohlwollend, respektvoll, freundlich und liebevoll begegne, selbst wenn er eigenartig ist. Oder verächtlich, besserwissend, genervt.
Natürlich bedeutet Nächstenliebe nicht, dass man alles gut heisst, was der andere tut. Aber es beinhaltet, dass man bereit ist, den anderen wertzuschätzen, trotz seiner Schwächen. Dass man grosszügig ist mit den Fehlern des Anderen und schnell im Verzeihen.
Warum Nächstenliebe wichtig ist
Jesus hat nicht gesagt: «Wenn du das nicht tust, dann musst du büssen.» Oder: «Gott befiehlt, dass du so handeln musst, sonst bist du unten durch.» Und doch sagt er ganz klar, dass die Liebe für einen Menschen das Wichtigste ist – und meint damit nicht nur die Liebe zu Familie und Freunden. Jesus geht sogar so weit, dass er die Liebe zum Nächsten und zu Gott auf eine Stufe stellt!
Der Mensch ist auf Beziehung angelegt. Wir sind nicht dafür geschaffen, allein zu sein. Wir sind auch nicht dafür gemacht, dass wir uns besser fühlen, als andere. Beziehungen sind ein Schlüssel zum Glücklichsein. Wenn wir aber nur die Menschen lieben, die sowieso zu uns gehören, dann stehlen wir uns selbst ein Stück unserer Bestimmung und damit von dem, was uns Erfüllung geben kann.
Wie Nächstenliebe praktisch werden kann
Es gibt viele Möglichkeiten, Nächstenliebe zu praktizieren. Zum Beispiel kann man ganz simpel mit echtem Interesse und Anteilnahme anfangen. Dass man jemandem wirklich zuhört und ihn ausreden lässt. Dass man sich dabei nicht selbst in den Mittelpunkt drängt, sondern dem Anderen Raum gibt. Und dass man offen ist für den Anderen.
«Nächstenliebe üben». Wenn Jesus das wirklich als das Wichtigste empfiehlt, warum machen wir uns diese Übung nicht einfach zu einer festen Gewohnheit?
Datum: 18.08.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch