Schulfach «Religion und Kultur» für Freidenker eine Zumutung
Der Tages-Anzeiger beleuchtet den Streit um die Ausrichtung des Fachs, das ab dem kommenden Sommer in allen Gemeinden des Kantons unterrichtet werden werden soll. Die Zürcher Bildungsdirektion hat das Fach konzipiert, um in der multireligiösen Gesellschaft Respekt und Verständnis für andere Glaubensformen zu fördern; es soll zur Integration beitragen, indem auch Schüler von religiösen Minderheiten nicht abgemeldet werden können.
Der Kantonsrat bewilligte das Fach, um einer von den Kirchen lancierten Volksinitiative zu begegnen; diese wurde darauf zurückgezogen. Laut Brigitte Mühlemann vom Volksschulamt vermittelt das neue Fach «in keiner Weise, dass Nichtreligion minderwertig ist». Es gehe um die Vermittlung von Kenntnissen über die Weltreligionen. Der Umgang mit Andersgläubigen müsse so geschehen, «dass niemand vereinnahmt wird». Die Schattenseiten von Religionen würden auch behandelt.
Der Präsident der Zürcher Freidenker-Vereinigung Andreas Kyriacou hatte im Januar das Obligatorium von «Religion und Kultur» kritisiert. Was im Fach geboten werde, sei «eine reine Angebotspalette der Religionen, alles Weltliche wird aussen vor gelassen». Kinder kämen unter Druck, aus dieser Palette etwas anzunehmen. «Kinder, die in einem Elternhaus ohne Religion aufgewachsen sind, bekommen im neuen Schulfach zwangsläufig den Eindruck vermittelt, dass ihnen etwas fehlt», sagte Kyriacou der Zeitung. Damit werde aus dem Fach eben doch ein «religiöser Unterricht», zu dem laut Bundesverfassung (Art. 15) niemand gezwungen werden darf.
Datum: 01.03.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Tages-Anzeiger