«Religion verschwindet nicht aus der modernen Welt»
Als Beispiele für die Ausbreitung nannte er einen leidenschaftlichen Islam von Nordafrika bis Indonesien und die wachsende christliche Pfingstbewegung in Afrika und Lateinamerika. Berger: «Durch Einwanderer aus diesen Regionen gelangt das Übersinnliche des Glaubens auch nach Europa und in die USA.»
Individuelle Entscheidung
Laut Berger können die meisten Menschen heute rationale Elemente der säkularen Moderne, etwa im Berufsleben, problemlos mit Elementen ihres Glaubens vereinigen, die über ihren Verstand hinausgehen: «Ein Pfingstler in den USA hat kein Problem damit, ein Auto rational-technisch zu entwickeln und zugleich an Wunder oder Zeichen Gottes zu glauben.»
Heute würden Menschen nicht mehr in Religionen hineingeboren, sondern entschieden sich individuell. «Das ist sehr modern», so Berger. Die Sozialethik der Pfingstler ähnele stark der protestantischen Ethik des deutschen Sozialökonomen Max Weber.
Religionsfreiheit garantieren
Angesichts der religiösen Vielfalt müssten Staaten unbedingt Religionsfreiheit garantieren. Allerdings wüssten viele Regime nicht, wie sie mit der wachsenden Pluralität umgehen sollen. Als Beispiel nannte Berger die kommunistisch regierte Volksrepublik China.
Im «Centrum Religion und Moderne» erforschen 30 Wissenschaftler das Verhältnis von Religion und Politik, Probleme der wachsenden religiösen Vielfalt und der rechtlichen Regelung des Zusammenlebens von Angehörigen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften. Zudem erörtern sie die Bedingungen, Folgen und Muster des religiösen Wandels.
Webseite:
Westfälische Wilhelms Universität Münster
Datum: 14.05.2012
Quelle: idea.de