«Come, now is the time to worship»
– wird in Kirchen auf der ganzen Welt gesungen. Hier erzählt er, wie das Lied entstanden ist.
«Mitte der 90er Jahre war ich ziemlich desillusioniert was Lobpreis betrifft. Mich nervten die Musiker, die aus dem Pop-Bereich ins ‚Lobpreis-Genre’ wechselten, nur weil in dem Bereich gerade mehr verkauft wurde. Ausserdem war ich ausgebrannt und erwischte mich dabei, wie ich mich mit diesen Musikern verglich.
In den fünf Jahren davor hatte ich mit ein paar Liedern und Aufnahmen ziemlichen Erfolg gehabt – was mich sehr überrascht hatte. Natürlich gab es auch ein paar Flops – was mich nicht so überraschte, aber trotzdem entmutigte. Ich hatte viel Zeit in ein Musical investiert, das um das Vaterherz Gottes ging, es hiess ‚Fathers House’. 1996 floppte das Projekt aus mehreren Gründen.
Frustration auf ganzer Linie
In dem Ganzen war ich an einem Tiefpunkt angekommen. Ich war nicht einmal mehr sicher, ob ich wirklich an Gott glaube. Naja, ich glaubte schon irgendwie an Gott, hatte aber das Gefühl, dass er sich irgendwo im Universum verkrochen hatte, und ich ein gutes Stück meines Lebens allein meistern muss.
Doch statt mir eine Schmollecke zu suchen, wo ich in Frieden hätte Daumen lutschen und mich selbst bemitleiden können, entschloss ich, mir in der Gemeinde einen Platz zu suchen, wo ich dienen kann. Ich wollte einfach eine Zeit lang nur die Vision von anderen unterstützen. Meine eigenen Visionen aufrecht zu erhalten, dafür hatte ich keine Kraft mehr. Und so zogen meine Frau Joyce und ich mit unseren Kindern nach England.
Die Durststrecke dauert an
In England hatte man mir zwei Jobs angeboten. Einen als Lobpreisleiter in der ‚South West London Vineyard Gemeinde’ unter der Leitung von John und Eleanor Mumford. Und dann sollte ich junge Songwriter und Anbetungsleiter in den Vineyard-Gemeinden Englands und Irlands ausbilden.
Es war sehr herausfordernd, Lobpreis zu leiten, wo in mir Chaos und Enttäuschung hausten. Aber ich hatte lange genug geleitet, um zu wissen, wie man andere in Anbetung führt. Also machte ich einfach genau so weiter und hoffte, dass sich dabei auch bei mir wieder Gefühle einstellen würden und Gott mein Herz erneuern würde.
Ich erinnere mich, dass ich einige Male tief schlucken musste, bevor ich anfing, Lobpreis zu leiten. Ich fragte mich, wann Gott die Sache auffliegen lassen würde. Immerhin bekleidete ich ein hohes Amt, hatte aber privat einige Zweifel bezüglich Gottes Existenz, seiner Güte, und ob er wirklich für seine Kinder da ist. Aber was hätte ich tun sollen? Ich wusste genug über andere Philosophien und Religionen, um zu wissen, dass nichts anderes im Leben und Tod Sinn macht oder mein Herz und meinen Geist erfüllen könnte.
Ein Spaziergang in Gottes Schöpfung
Jeden Morgen, bevor die Kinder wach wurden, stand ich auf und machte einen kurzen Spaziergang. Das tat mir körperlich gut und half mir, meine Gedanken zu sortieren, bevor der Tag anfing. Ich nutzte diese Zeit auch, um zu beten, zu singen und Bibelverse zu proklamieren.
Auf einem dieser Spaziergänge hörte ich ‚es’. Die Idee zu dem Lied flatterte einfach so durch die Luft und in diesem Moment änderte sich schlagartig alles. Ich konnte mich wieder ganz neu auf Anbetung einlassen. Ich spürte wieder, dass Gott komplett real ist und erlebte seine Gegenwart auf eine Art, wie lange nicht mehr. Ich wusste intuitiv, dass ich mich auf Gottes Einladung einliess, ihn zu anbeten. Diese Einladung wird Tag für Tag ausgesprochen, so steht es in der Bibel, Psalm 19, Verse 1-5:
‚Die Himmel verkünden Gottes Grösse und Hoheit, das Firmament bezeugt seine grossen Schöpfungstaten. Ein Tag erzählt es dem nächsten und eine Nacht sagt es der anderen. Ohne Worte reden sie, keinen Laut kann man hören. Doch auf der ganzen Erde hört man die Sprache der Schöpfung.’
Inspiriert zu anbeten
Der Ruf, Gott zu anbeten, ist unendlich. Er hallt in jeder Sprache und in jeder Kultur. Und an diesem Septembermorgen empfing ich nur einen kleinen Teil davon. Es ist so beeindruckend, wie gross ein winziges Fünkchen von Gottes Inspiration sein kann.
Als die Idee zu dem Lied kam, fing ich an, es immer wieder zu singen, damit ich es nicht mehr vergesse. Als ich nach Hause kam, rannte ich nach oben an mein Klavier und begann die Melodie wieder und wieder zu spielen. Dazu kritzelte ich ein paar Noten nieder und Sätze die mir in den Sinn kamen.
Auch den Rest der Woche sang ich das Lied: morgens, nachmittags und abends. Einen Song zu schreiben ist wie gebären, es dringt in jeden wachen Gedanken.
Ein Lied aus ganzem Herzen
Eine Woche später spürte ich, dass das Lied fertig war und am darauffolgenden Sonntag probierte ich es in der Gemeinde aus. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Tatsächlich hörte ich nur ein paar Wochen später, dass das Lied bereits in Südafrika gespielt wurde. Ein Besucher muss es während des Gottesdienstes aufgeschnappt und ans andere Ende der Welt mitgenommen haben. Ich war ziemlich überrascht.
Das Verrückte ist: Ich schrieb diesen Song am Tiefpunkt meines Lebens. Zu einer Zeit, wo ich gescheitert war, wo ich an Glaubensdingen gezweifelt hatte. Aber das erklärt auch einige der Zeilen, die ich in dem Lied schrieb. Ich denke, wenn jemand in einer erfolgreichen Zeit das Lied geschrieben hätte, wäre es ganz anders geworden. Dann wäre der Fokus wohl mehr auf dem gewesen, was wir Gott alles geben können.
Aber ich hatte mich richtig zerbrochen gefühlt. Ich musste wissen, dass ich vor Gott kommen kann, eben so wie ich bin. Und dass er mich annimmt, auch wenn bei mir nicht alles glatt läuft. Ich musste wissen, dass es bei Lobpreis um unser Herz geht und nicht um unsere Leistung. Also schrieb ich Zeilen wie ‚Gib ihm dein Herz. Komm, so wie du bist, vor deinen Gott’... Das waren die Dinge, die ich mir vor Augen halten wollte. Ich musste wissen, dass diese Zeilen wahr sind.
Und eigentlich ist das ja auch die Aufgabe eines Songwriters, sich zu fragen, ob das, was man geschrieben hat, echt und wahrhaftig ist.»
CD von Brain Doerksen:
Level Ground
Datum: 07.10.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: praisecharts.com