Muslime riskieren ihr Leben, um Christen zu retten
Die Philippinen sind ein überwiegend christliches Land. Trotzdem werden Christen im Süden des Landes verfolgt, seit ISIS-Kämpfer in der Stadt Marawi gewaltsam die Macht an sich gerissen haben. Die Behörden erklären, dass es sich hierbei nicht um einen religiösen Krieg handelt, sondern um Terrorismus.
Dass sie damit Recht haben, zeigt der Umgang zwischen Muslimen und Christen in Marawi: Die muslimische Bevölkerung setzt ihr Leben aufs Spiel und stellt sich bewusst vor die Christen, um diese vor den Terroristen zu schützen. Und die philippinischen Christen erleben auch, wie Gott ihnen in hoffnungslosen Situationen Wunder schenkt.
Er betete – und es fing an zu regnen
Dies erlebte beispielsweise Albert*, der an einer christlichen Schule in Marawi unterrichtet. Als die Terroristen das Grundstück mit Schule und Privathäusern stürmen wollten, versteckte er sich «allein in meinem Haus. Es war dunkel und alles, was ich sehen konnte, war das Feuer, das die umliegenden Häuser und die Schulzimmer verzehrte. Ich betete zu Gott: 'Ich bitte dich um drei Dinge: dass ich in Sicherheit bin, dass es nicht mehr Feuer gibt und dass ich morgen lebend hier raus kann.' Die Flammen näherten sich meinem Haus, aber in dem Moment, in dem ich betete: 'Bitte schicke Regen!', fing es plötzlich an zu regnen und das Feuer ging aus!»
Gerettet
Gemeinsam mit weiteren 39 Christen konnte Albert sich über eine Mauer retten, während die Terroristen die Schule stürmten. Dann versteckten sie sich im Haus eines muslimischen Nachbarn. Doch auch hier herrschte Hoffnungslosigkeit. Ein weiterer Christ, Edward*, berichtet: «Am fünften Tag in unserem Versteck gingen das Essen und der Wasservorrat zu Ende. Wir hatten nur noch Reis und sammelten Regenwasser zum Trinken. Ich merkte, wie viele die Hoffnung verloren, doch dann zeigte mir der Heilige Geist, dass wir zu Gott beten sollten. Und er sagte mir innerlich, dass er uns retten würde.» Am zweiten Tag wurden alle, die sich noch in der Schule befanden, von philippinischen Soldaten gerettet, am neunten Tag kamen sie auch zur Rettung der 40 versteckten Christen.
«Wir lieben die christliche Schule»
Marawi zeichnet sich normalerweise aus für das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Christen. Und das kommt den Christen auch in diesen schweren Zeiten der Verfolgung zugute. Albert erzählt von einem ermutigenden Telefonanruf: «Ein ehemaliger muslimischer Schüler rief mich an und sagte mir: 'Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden uns darum kümmern, dass Sie lebend herauskommen. Wir lieben die Schule und ihre Dozenten!' Und sie retteten uns. Ein ehemaliger Schüler opferte sich sogar auf und brachte seine Enkeltochter mit […], weil es heisst, dass sich die Terroristen durch Kinder erweichen lassen.»
Eine Frau gegen zehn Terroristen
Auch Cris, der in einem Waffengeschäft in Marawi gearbeitet hat, erlebte, wie seine muslimische Chefin, Ma'am Farida, ihr Leben für die christlichen Mitarbeiter riskierte. Als zehn Terroristen in den Laden stürmten, stellte sie sich zwischen die 13 Mitarbeiter und die Terroristen und schrie: «Ihr müsst mich zuerst töten, bevor ihr sie überhaupt nur anfassen könnt.» Die Rebellen raubten Waffen und Munition aus dem Geschäft, aber taten den christlichen Arbeitern nichts. Noch am selben Tag brachte Ma'am Farida Cris und die anderen Mitarbeiter mit der Hilfe ihres Onkels an einen sicheren Ort in der Nähe von Iligan, wo sich mittlerweile Zehntausende Flüchtlinge, mehrheitlich aus Marawi, befinden.
*Name aus Sicherheitsgründen geändertZum Thema:
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Datum: 21.06.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CBN