Hass – die Krankheit unserer Zeit
Liebe Freunde, das könnte einer der wichtigsten Briefe sein, die ich euch je geschrieben habe.
Ich möchte, dass wir ein tieferes Verständnis bekommen von dem, was ich im letzten Monat erwähnt habe – wie Hass zum neuen «Geist der Zeit» geworden ist. Ich hatte das vor den Polizei-Schiessereien im Juli geschrieben. Die zunehmenden Rassenspannungen in unserem Land sind Symptome einer viel tieferen Realität. Wir müssen verstehen, was in unserer Welt passiert, damit wir richtig leben und reagieren können.
In den «Seligpreisungen» warnt Jesus vor mörderischer Wut und alles verzehrender Lust. Das war nicht zufällig. Ich glaube nicht, dass er zufällig zwei Laster aus der Litanei menschlicher Sünde ausgewählt hat. Je mehr wir das Wesen der menschlichen Natur und des menschlichen Konflikts begreifen, um so mehr verstehen wir, auf was Jesus hinweisen wollte.
Wie abgeschnittene Blumen
Menschliche Wesen sind gefrässig. Ein Heisshunger nach Leben erfüllt jeden Menschen. Wir sehnen uns nach Fülle, so sind wir gemacht. Wir wurden für nicht endendes Glück geschaffen, für Freude und Leben. Aber seit wir Eden verlassen mussten, haben wir nicht einen einzigen Tag des vollkommenen Glücks genossen. Wir werden nie anhaltend erfüllt. Menschen sind wie abgeschnittene Blumen – wir sehen noch gut aus, aber wir sind von dem getrennt, der sich der «Weinstock» nennt.
Und wir sind gierig. Bevor wir nicht zu Gott umkehren und wirklich in ihm leben, bevor wir nicht Gott als unsere tägliche Quelle des Lebens erfahren, sind wir verzweifelt und gierig. Wir suchen eine Ehe (oder hoffen darauf), ein Kind, Arbeit, oder Genuss in Essen und Trinken; wir suchen das nächste Abenteuer, das nächste Essen im Restaurant oder das neue Auto – irgendetwas, um den Schmerz in uns zu stillen. Wir sind gefrässige Wesen. Darum warnte uns Jesus vor der Lust, die alles verzehren kann.
Von Lust zu Hass
Aber die Welt macht nicht mit. Im Gegenteil – die Welt steht unserem gierigen Schmerz quer. Sie durchkreuzt unsere Wünsche ständig. Menschen behandeln uns nicht, wie wir es wünschen; wir finden das Glück nicht, nach dem wir uns sehnen. Unser Boss ist schroff, also sabotieren wir ihn. Unsere Frau verweigert sich uns, also verwöhnen wir uns online. Denn die Gier lässt nicht nach. Und wehe, wehe – jemand steht unserem verzweifelten Hunger im Weg, er wird unseren vollen Zorn zu spüren bekommen. Wir sind bereit, zu töten. Menschen erschiessen einander, weil der eine den anderen im Verkehr behindert. Eltern misshandeln ihr Baby, weil es sie nachts wachhält. Und in den sozialen Medien zerreissen wir einander über (politische und andere) Meinungsverschiedenheiten. Das ist die menschliche Natur: räuberisch und bereit, zu töten, was uns in den Weg kommt.
So hängen Lust und Zorn zusammen. Und darum warnt uns Jesus vor beidem.
Was es verstärkt
Jetzt kommen zwei Dynamiken dazu: Die erste ist die Zeit, in der wir leben. Wir leben in den letzten Stunden dieses alten Zeitalters, die die Bibel mit unglaublicher Klarheit beschreibt: «…In der letzten Zeit werden die Zeiten schwierig werden. Denn die Menschen werden nur sich selbst und ihr Geld lieben. Sie werden prahlerisch und stolz sein, Gott verspotten, ihren Eltern nicht gehorchen und undankbar sein. Ihnen wird nichts heilig sein. Sie werden lieblos und nachtragend sein; sie werden einander verleumden und keine Selbstkontrolle haben. Sie werden grausam sein und alles hassen, was gut ist.» (2. Brief an Timotheus, Kapitel 3, Verse 1-3) Und ergänzend: «Die Gesetzlosigkeit wird überall überhand nehmen, und die Liebe vieler Menschen wird erkalten.» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 24, Vers 12). Menschen verlieren ihre Fähigkeit, zu lieben, wenn ihre Seele ausgetrocknet, gequält und unerfüllt ist. Wenn die Sünde wütet, wenn Grausamkeit, Selbstsucht und Hass herrschen, dann ist es schwer, Liebe zu kultivieren. Ja, sie «erkaltet» selbst in den Besten von uns.
Hier kommt die zweite Dynamik ins Spiel: die Geister unserer Zeit. Der perfekte Sturm. In diesen Tagen sind auf der Erde Geister von Hass, Verletzung und Gewalt losgelassen worden. Paris, Brüssel, Nizza, Orlando, Dallas – wie viel mehr Beweis brauchen wir? Hass und Gewalt finden in der Situation der Menschheit massive Gelegenheit. Irgendjemand (und denkt daran, sie sind gefrässig) fühlt sich verletzt oder abgelehnt; der Geist der Verletzung stürzt sich darauf und entzündet das Gefühl wie eine Flamme Benzin entzündet. Hass kommt dazu (wie Haie, die Blut im Wasser riechen), und der Mensch will mit mörderischem Zorn das Unrecht vergelten. Daher kommt die Gewalt.
Nie war Liebe wichtiger als heute
Freunde, das erklärt so vieles. Das passiert ja nicht nur «draussen» in der Welt. Es ist uns ganz nah. Normale Beziehungs-Spannungen können eine offene Tür für diese dunkle Kettenreaktion werden. Ich werde «verletzt» und der Hass stürzt sich auf jede solche Gelegenheit. Eine unfreundliche E-Mail oder ein Facebook-Eintrag kann das auslösen. Sogar das Autofahren. Eine einfache Irritation wird zu einer offenen Tür für viel mehr.
Nie zuvor war es wichtiger als heute, sich für die Liebe zu entscheiden, an ihr festzuhalten, zu beten und sie auszusprechen. Wir müssen sehr wachsam sein: keine kleinen Verletzungen stehen lassen, keine Beleidigung, keine Rache, keine offene Tür für solche Sachen. Jetzt verstehe ich, warum Jesus uns immer wieder zurückbringt zur Liebe – für Liebe zu beten und sie ständig zu praktizieren. Er ruft zur Vergebung, zur Gnade, Beleidigungen zu übersehen und jede Verbindung zur Verletzung, zu Hass oder gar Gewalt zu kappen. So oft antwortet Jesus, wenn ich ihn frage, worum ich bitten soll: «Liebe».
Wir stellen die Liebe Gottes gegen alle Verletzung, gegen Gewalt und Hass. Wir stellen die Liebe Gottes gegen allen Neid, gegen Eifersucht und jedes Richten. Wir stellen die Liebe Gottes gegen alles Fluchen und Schimpfen. Wir rüsten uns mit Liebe, statt uns zu ent-rüsten. Wir proklamieren die Liebe Gottes durch unser Leben, unsere Häuser und da, wo wir Einfluss haben.
Mit Liebe,
John Eldredge und Ransomed Hearts Ministries
Dieser Artikel wurde von Livenet übersetzt und leicht überarbeitet.
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Datum: 27.07.2016
Autor: John Eldredge / Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Facebook