Wir überleben durch (stabile) Beziehungen
Der dreieine Gott der Bibel stiftet Leben durch Beziehungen; daher ist das Christentum laut Schluter eine „Beziehungsreligion“ (relational religion). Der evangelische Querdenker, der in Cambridge das Jubilee Centre betreibt, referierte letzte Woche an der Jahresversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) in Eretria bei Athen.
Was tut dein Fernseher deiner Familie an?
Beziehungsförderung tut Not zwischen Einzelnen, unter Familien, Gruppen und Völkern. „Ein christlicher Lebensstil zeigt sich vor allem in der Qualität der Beziehungen.“ Das Doppelgebot, Gott und die Mitmenschen zu lieben, ergibt laut Schluter eine Kritik des herrschenden Wirtschaftssystems und seines Kinds, der Konsumlust:
Familien haben immer weniger gemeinsame Mahlzeiten; Eltern und Kinder sitzen vor dem Fernseher, statt miteinander zu sprechen. Die hohe Mobilität führt zur Vereinzelung; auch Geldflüsse verändern Beziehungen. Mit scharfen Worten warnte Schluter aufgrund der britischen Erfahrungen vor der Aufhebung der Sonntagsruhe. Denn Sonntagsverkauf und -arbeit rauben kostbare gemeinsame Zeit.
Langfristige Beziehungen: nicht ohne Mühe zu haben
All dies fordert Christen heraus, ständig „die Beziehungsseite der Wirklichkeit“ zu sehen und auch in Wirtschaft und Gesellschaft auf Rahmenbedingungen hinzuwirken, in denen langfristige Beziehungen gedeihen können. Dabei müssen sie gegen die im säkularen Umfeld propagierten Werte (wie Freiheit und Rechte des Einzelnen, rascher Erfolg/Profit) antreten.
Schluter verwies auf die alt-israelitischen Institutionen, die durch das Gesetz des Mose geschaffen wurden: Sie sind insgesamt auf die Förderung und Bewahrung heilsamer Beziehungen ausgerichtet und haben dadurch Vorbildcharakter. Während Christen bei den Prinzipien einer Meinung sein sollten, können sie bei konkreten Zielen und Massnahmen sehr wohl unterschiedliche Akzente setzen.
Das öffentliche Leben auf Beziehung hin sehen lernen
Auch die globalen Entwicklungsfragen erscheinen unter dem Gesichtspunkt der Beziehungen in ganz anderem Licht: Wenn nicht das Bruttosozialprodukt, sondern Grössen wie Kindsmissbrauch oder die Scheidungsquote massgebend wären, fände sich die USA unter den am wenigsten entwickelten Ländern! Von einer nüchternen Betrachtung hält uns der westliche Überlegenheitskomplex ab, meint Schluter.
Ein wahrhaft christliches Verständnis von Gemeinschaft ist nach dem eindringlichen Plädoyer des britischen Querdenkers der Schlüssel, „um soziale Probleme zu lösen und die Zukunft des Wohlfahrtsstaates zu gestalten.“
Datum: 29.10.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch