Schlafen und Träumen
Vor allem im Alten Testament finden sich viele Geschichten, die von Träumen handeln. Man kann sogar so weit gehen und sagen: Gott schrieb mit ihnen Geschichte. Es gibt allerdings auch Warnungen vor blanken Wunschträumen.
Gott sagt seine Gegenwart zu
Auf seiner Flucht sah der Erzvater Jakob im Traum eine Leiter, die bis in den Himmel reichte (1. Mose 28,10-16). «Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht!»
Im Traum wird die Zukunft gezeigt
Joseph träumt die Zukunft voraus, kann Träume deuten und prägt das Leben Ägyptens durch seine weisen Ratschläge. Daniel kann Träume deuten und wird zu einem bedeutenden Ratgeber im alten Persien.
Träume dienen als Warnung
«Geht nicht zurück auf dem gleichen Weg zurück», lautete die Warnung an die Weisen aus dem Morgenland. — «Gott kam zu Laban, dem Aramäer, im Traum des Nachts und sprach zu ihm: Hüte dich, mit Jakob anders zu reden als freundlich.» (1. Mose 31,24)
Der Schlaf ist Medizin für Erschöpfte
Der Prophet Elia litt unter einer schweren Erschöpfungsdepression. Schliesslich rannte er, lebensmüde, hinaus in die Wüste. «Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! ... Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.» (1. Könige 19,3-8) Erst danach erhielt er einen neuen Auftrag.
Träume können in die Irre führen
«Sie sagen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt. Lüge weissagen sie und ihres Herzens Trug. Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht.» (Jeremia 23,26-28)
Träume auf dem geistlichen Weg
«In unserem bewussten Leben hören wir oft nur auf unsere eigenen Gedanken oder auf die Menschen um uns herum. Aber wir überhören Gottes Stimme. Da muss Gott sich in unseren Träumen vernehmbar machen. Wenn die Bibel von Visionen spricht, dann meint sie nicht aussergewöhnliche Ereignisse. Es sind Erscheinungen für Menschen gemeint, Erscheinungen, die sich in unserer Psyche bemerkbar machen und die wir mit unserem inneren Auge wahrnehmen können.
Auch zu uns möchte Gott in der Nacht sprechen. Dann, wenn wir das Heft aus der Hand gegeben haben, kann er viel leichter zu uns vordringen. Doch es bedarf unserer Ehrfurcht und innerer Wachsamkeit, um Gottes Wort in der Nacht zu vernehmen. Die Bilder stellen uns vor die Aufgabe, unseren gegenwärtigen Zustand genau zu betrachten und uns auszusöhnen mit unseren Wunden, unsere Wunden Christus hinzuhalten und sie von ihm heilen zu lassen.»
Gottesdienste für Schlaflose
Pfarrer Erwin Anderegg, ehemaliger Seelsorger der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel, gestaltete über viele Jahre Gottesdienste für Schlaflose unter dem Thema «Auf der Schwelle zur Nacht». Er berichtet:
„Gott wohnt nicht nur im Licht. Er kann auch im Dunkel gegenwärtig sein. Die Teilnehmenden erhielten Kerzen, die an der Osterkerze entzündet wurden, und brachten sie als Lichter der Hoffnung in die Mitte. Musik (klassische Gitarre), unter seelsorgerlichen Aspekten ausgewählt, erhielt besondere Bedeutung. Biblische Texte oder Legenden bildeten den Ausgangspunkt zu meditativen Auslegungen. Das Christusmahl verband uns miteinander. Jemand sagte: Es war wie eine Art geistige Nachtapotheke.
Unsere Gottesdienste haben nicht das Ziel, die Teilnehmenden zum Schlaf zu bringen, sondern sie sinnvoll und in Gemeinschaft das Wachen zu lehren. Dies kann allerdings von so viel inneren Zwängen befreien, dass Teilnehmer anschliessend den Schlaf gefunden haben, den gar nicht mehr erhofft hatten.“
Datum: 26.01.2006
Autor: Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net