Nehemia
– einflussreicher Mundschenk des persischen Königs Artaxerxes; führte die dritte Welle von Rückkehrern nach Jerusalem, um die Stadtmauern wieder aufzubauen (1,1–13,31)
Esra – Anführer der zweiten Gruppe von Rückkehrern aus dem Exil; gemeinsam mit Nehemia diente er in Israel als Priester und Schriftgelehrter (8,1–12,36)
Sanballat – Herrscher über Samaria, der die Israeliten entmutigen und den Wiederaufbau der Mauer vereiteln wollte (2,10–13,28)
Tobija – Ammonitischer Beamter, der sich über den Wiederaufbau der Mauer lustig machte und dadurch die Leute entmutigen wollte (2,10–13,7)
Hintergrund und Umfeld
Schmerz und Herrlichkeit bilden die Grundlage für das Buch Nehemia. Die ganze Geschichte beginnt in Persien. Gott schlägt ein neues Kapitel auf, was die Beziehung zu seinem Volk betrifft. Getreu seiner Verheissung des Gerichts brachte Gott die Assyrer und Babylonier zur Züchtigung über das ungehorsame Volk. Die Assyrer verschleppten die zehn Nordstämme und zerstreuten sie in der ganzen damals bekannten Welt. Dann bediente sich Gott der Babylonier, um Jerusalem in Schutt und Asche zu legen und nahezu vollständig zu entvölkern. Gott züchtigte sein Volk mit 70 Jahren Gefangenschaft in Babylon (Jer 25,11).
Während der Gefangenschaft der Juden wechselte die Weltherrschaft von den Babyloniern zu den Persern. Unter König Kyrus wurde die Rückkehr der Juden nach Jerusalem allmählich in Gang gesetzt. Die Bücher Esra, Esther, Daniel, Nehemia, und Maleachi berichten uns Einzelheiten zu diesen Ereignissen, und lassen uns auch Gottes Treue gegenüber seinem Volk erkennen. Die beiden letztgenannten Bücher haben eines gemeinsam: Sie wurden ganz am Ende des AT verfasst, d.h. es sind die »jüngsten« atl. Bücher.
Ganz am Ende des Buches Nehemia sehen wir, wie das Volk dank Gottes Hilfe allmählich wieder Besitz vom verheissenen Land ergriffen hat. Trotz der unbeständigen Natur der Herzen seiner menschlichen Partner bleibt Gott seinen Verheissungen treu. Auf diese Ereignisse folgt ein 400 Jahre anhaltendes Schweigen. Bei der nächsten schriftlichen Offenbarung Gottes werden wir nicht nur Zeugen des erneuten Reden Gottes, sondern sehen auch, wie er in fleischlicher Gestalt auf diese Erde gekommen ist.
Schlüssellehren im Buch Nehemia
Wort Gottes – wer Gottes Willen erkennen und auch tun will, der muss Gottes Wort sehr aufmerksam lesen (8,1.8.13; 10,30.35.37; 13,1; Esr 7,10; Ps 119,16.140; Lk 11,28; Joh 5,39; Jak 1,25)
Gehorsam – Gott wirkte durch Nehemias Gehorsam (7,5; 2Mo 19,5; 5Mo 13,5; 1Sam 15,22; Jer 7,23; Pred 12,13; Hebr 11,6; 1Pt 1,2)
Wiederstand – trotz lokaler Opposition und erbärmlicher Korruption vollendet Juda den Wiederaufbau der Stadtmauern in nur 52 Tagen (6,15; 8,1.14; Ps 7,2; 69,27; Sach 2,12; Mt 5,10; Lk 6,22; Röm 8,35; 2Tim 3,12)
Gottes Wesen im Buch Nehemia
Gott ist herrlich – 9,5
Gott ist gut – 1,10; 2,8.18; 9,35
Gott ist freundlich – 9,17
Gott ist langmütig – 9,30
Gott ist gnädig – 9,17.27
Gott ist mächtig – 1,10
Gott ist vorhersehend – 9,6
Gott ist gerecht – 9,8
Gott ist eins – 9,6
Gott ist weise – 9,10
Christus im Buch Nehemia
Das Buch Nehemia berichtet vom Wiederaufbau der Stadt Jerusalem und der Erweckung des Volkes. Trotzdem lebte Israel immer noch in der Erwartung seines Königs. Christus, der Messias, wird die Wiederherstellung Israels vollenden, wenn er als langersehnter König der Juden wiederkommen wird (Mt 27,11).
Schlüsselworte im Buch Nehemia
Bekennen: Hebräisch yadah – 1,6; 9,2-3 – wortwörtlich »werfen« oder »von sich werfen«. Das hebräische Verb vermittelt den Gedanken von »Sünde von sich werfen« und dem Anerkennen der eigenen Rebellion gegen Gottes Gebote (Neh 1,6; 9,2; Ps 32,3; Spr 28,13; Dan 9,4). Bekennen beinhaltet auch Danksagung gegenüber Gott für seine Grösse (1Kö 8,33.35). Ein Sündenbekenntnis ist eine Form von Danksagung, denn wir erkennen Gottes Gnade und Güte, die er uns in der Vergebung zukommen lässt, an (2Chr 30,22; Dan 9,4).
Schrecklich: Hebräisch yare’ – 1,5.11; 4,8; 6,14.19; 7,2 – wortwörtlich »fürchten«. Dieses hebräische Wort deutet auf die Tugend, die Ehrfurcht oder selige Gottesfurcht bewirkt, hin. Gottesfurcht ist eng mit einem gottseligen Wandel und Respekt gegenüber Gottes Charakter verbunden (3Mo 19,14; 25,17; 5Mo 17,19; 2Kö 17,34). Gewöhnliche Angst lähmt einen Menschen. Gottesfurcht hingegen bewirkt Unterordnung und Gehorsam gegenüber Gott. Der Mensch, der Gott aufrichtig fürchtet, wird den Willen Gottes tun (Ps 128,1) und das Böse meiden (Hi 1,1).
Gliederung
Nehemias erste Zeit als Statthalter (1,1 – 12,47)
- Nehemias Rückkehr und Wiederaufbauarbeit (1,1 – 7,73a)
- Nehemia reist nach Jerusalem (1,1 – 2,20)
- Nehemia und das Volk bauen die Mauer auf (3,1 – 7,3)
- Nehemia erinnert an die erste Rückkehr unter Serubbabel (7,4-73a)
- Esras Erweckung und Erneuerung (7,73b – 10,40)
- Esra legt das Gesetz aus (7,73b – 8,12)
- Das Volk betet an und tut Busse (8,13 – 9,37)
- Esra und die Priester erneuern den Bund (10,1-40)
- Nehemias Wiederansiedlung und Freude (11,1 – 12,47)
- Jerusalem wird wieder besiedelt (11,1 – 12,26)
- Das Volk weiht die Mauer ein (12,27-47)
Nehemias zweite Zeit als Statthalter (13,1-31)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Plato beginnt sein Philosophiestudium unter Sokrates (407–399 v. Chr.)
Häufig auftauchende Fragen
1. Welche Führungsqualitäten erkennen wir im Leben Nehemias?
Wie viele Führer der Bibel, erkennt Nehemia den klaren Ruf Gottes für sein Leben. Ob er nun als Mundschenk des Königs diente oder den Wiederaufbau Jerusalems leitete, Nehemia war ein Mann, der seine Ziele mit grossem Eifer und Hingabe verfolgte. Durchdachte Planung, strategische Aufgabenaufteilung, kreative Lösungsansätze, Konzentration auf die aktuellen Herausforderungen und ein beständiges Vertrauen auf den Herrn kennzeichneten das Leben Nehemias. Dieses zeigte sich besonders dann, wenn es zu Situationen kam, die sich seiner Macht und Kontrolle entzogen. Jede dieser aufgeführten Führungsqualitäten wird durch seine erfolgreiche Leitung beim Wiederaufbau der Stadtmauer veranschaulicht.
Nehemias Interesse und seine Besorgnis über den Zustand seiner jüdischen Brüder in Juda offenbaren seine fürsorgliche Einstellung. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hat, geht er ins Gebet und beginnt mit seiner Planung. Er berief sich auf die Verheissung Gottes, sein Volk wieder ins verheissene Land zurückzuführen, ohne damit zu rechen, dass Gott ihn notwendigerweise für die Erledigung dieser Aufgabe miteinbeziehen würde. Er machte aber klar, dass er bereit und verfügbar wäre (1,11; 2,5).
Auch als Nehemia dann persönlich in Jerusalem war, untersuchte er als Erstes die Umstände vor Ort, bevor er seine Pläne auf den Tisch legte. Dann bemühte er sich, die lokalen Führer für seine Sache zu gewinnen. Er forderte sie heraus, ihre Verantwortung im Interesse des Allgemeinwohls wahrzunehmen. Er malte ihnen ein klares Ziel vor Augen – den Wiederaufbau der Stadtmauern. Die einzelnen Bauabschnitte wurden so festgelegt, dass jeder an dem Mauerstück, das sich in der Nähe seines eigenen Hauses befand, arbeitete. Somit kam jeder in den direkten Genuss der erhöhten Sicherheit.
Trotz der fortgeschrittenen Arbeiten verlor Nehemia das Ziel nicht aus den Augen. Er liess sich auch nicht irritieren, weder durch die Angriffe verschiedener Könige noch durch die Listen der Feinde. Er mass der Bedrohung genug Aufmerksamkeit bei, dass er seine Leute bewaffnete, aber nicht so viel, dass er die Arbeiten unterbrechen liess. Zu jedem Zeitpunkt und in jeder Situation finden wir Nehemia im Gebet vor Gott, jede zu treffende Entscheidung breitete er vor dem Herrn aus. Nehemias Erfolg rührt daher, dass er sich immer bewusst war, für wen er arbeitete, und zugleich schöpfte er die notwendige Kraft, um seine Arbeit zu verrichten, aus der einzig wahren Quelle: Gott.
2. Wie fügt sich Nehemia in den Lauf der Weltgeschichte ein?
Es ist unklar, wie Nehemia in die Position kam, der Mundschenk des Königs Artaxerxes zu werden. Vielleicht hat die Tatsache, dass Esther die Stiefmutter des Königs war, ihn dazu bewegt, einen Juden für diese vertrauensvolle Stellung auszuwählen. Als Nehemia seinen Auftrag, die Stadtmauern Jerusalems wieder aufzubauen, wahrnahm, hatte Persien bereits seit über 100 Jahren die Vormachtsstellung inne. Der Erlass des Königs Kyrus im Jahre 539 v. Chr., die gefangenen Juden wieder in ihre Heimat zu entlassen, ermutigte eine Gruppe von Juden, unter der Führung von Serubbabel nach Israel zurückzukehren. Ihr trostloser Zustand fast 100 Jahre später veranlasste Nehemia, etwas zu unternehmen.
Alte ägyptische Dokumente (auf Elefantenhaut-Papyrus) die auf das 5. Jhdt. v. Chr. datiert werden, bestätigen Teile von Nehemias Bericht. Sanballat, der Herrscher Samariens (2,19), Johanan (6,18; 12,23) und Nehemia selbst werden dort erwähnt.
Die Ereignisse im Buch Nehemia und die Prophezeiungen Maleachis bilden aus chronologischer Sicht die zwei letzten inspirierten atl. Schriften. Danach schwieg Gott während 400 Jahren. Das Schweigen wurde erst durch die Ankündigungen Johannes des Täufers und die Geburt Jesu gebrochen.
Kurzstudium zum Buch Nehemia/einige Fragen
- Welche Charaktereigenschaften Nehemias beeindrucken dich am meisten?
- Welche Führungsqualitäten werden durch das Leben Nehemias veranschaulicht?
- Wie setzte Nehemia Gebet in seiner Rolle als Führer ein?
- Wie ging Nehemia mit Problemen um?
- Nehemias grossartiges Werk begann mit einem starken Wunsch. Was war das für ein Wunsch, und wie wurden seine Handlungen dadurch beeinflusst?
- Welche Wünsche verleihen deinem Leben langfristige Perspektiven?
Datum: 09.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel