«Nach den Anschlägen begann ich, am Islam zu zweifeln»
Mein Leben lang war ich stolz, in Saudi Arabien aufzuwachsen, im Zentrum des Islams. Schon mit drei Jahren lehrten mich meine Eltern, dass nur der Islam die wahre Religion sei, Zweifel waren nicht erlaubt. Manchmal hatte ich Angst, dass Allah mich bestrafen könnte, weil es mir schwer fiel, alles aus dem Koran zu glauben. Ich wusste genau, dass Allah mich nicht akzeptieren würde, wenn ich nicht genug gute Taten vorzuweisen hätte.
Ich lernte, dass tägliche Gebete, Almosen und Fasten meine Chancen bei Gott erhöhen konnten. Aber es gab nur einen sicheren Weg zur Erlösung: den Dschihad. Für mich war dieser Weg gar nicht so abwegig.
Der Versuch, Dschihadist zu werden
Mein grosses Vorbild war Osama bin Laden, der bei mir in der Nähe zur Schule gegangen war. Ich bewunderte seinen Mut und dass er bereit war, alles für seinen Glauben aufzugeben. Mit 15 liess ich mich für den Dschihad ausbilden und wollte mich Osamas Truppen anschliessen, aber meine Eltern verboten es mir, sie hatten andere Pläne für mich. Eine Weile überlegte ich, heimlich in den Heiligen Krieg zu ziehen, aber ich wusste, dass Ungehorsam gegen die Eltern den Zorn Allahs nach sich ziehen konnte. Es machte also keinen Sinn, sein Leben zu opfern, wenn man dann eventuell doch nicht ins Paradies käme. So gab ich klein bei und konzentrierte mich darauf, den Koran auswendig zu lernen.
Weit weg von zu Hause
Als ich 16 wurde, beschlossen meine Eltern, mich in die USA zu schicken, damit ich eine bessere Schulbildung bekomme. Danach könne ich machen, was ich wolle. Für mich war es unheimlich, ins «Feindesland» zu gehen. Aber dann dachte ich, dass ich dort vielen Menschen von meinem Glauben erzählen könnte.
Über ein Integrationsprogramm für ausländische Schüler wurde ich einer Familie zugeteilt, durch die ich Sprache und Kultur besser kennenlernen sollte. Es waren Christen und ich war total erstaunt über ihre Werte und ihre Freundlichkeit. Mir wurde immer gesagt, dass die Bibel korrupt und alle Amerikaner unmoralische Sünder seien. Aber jetzt musste ich feststellen, dass auch Christen gute Menschen sein können. Sie schienen, ehrlich gesagt, sogar glücklicher in ihrem Glauben zu sein, als ich es war. Das irritierte mich.
Nach meinem Abschluss bekam ich einen guten Job in den USA. Ich hatte mich inzwischen an Land und Leute gewöhnt und es gefiel mir ganz gut dort. Ein Arbeitskollege von mir war Christ und wir diskutierten häufig über unseren Glauben. Es erstaunte mich, dass er durch die Nachfolge des Propheten Jesus so verändert werden konnte. Ich folgte dem grössten aller Propheten nach, Mohammed, und doch war ich nicht ganz erfüllt. Es schmerzte mich, keine Gewissheit zu haben, ob ich gut genug für Gott war.
Terror im Namen Gottes
Dann kam der 11. September 2001. Was für ein Schock. Wie konnte man so viele unschuldige Menschen mit in den Tod reissen? Die Opfer hatten doch nichts getan. Es waren ganz normale Menschen, gute Menschen. Und der Anführer der Terroranschläge in New York und Washington war mein ehemaliger Held Osama bin Laden. Ich war geschockt. Zum ersten Mal überwältigten mich Zweifel an allem, was ich blind und selbstverständlich geglaubt hatte. Ich hörte eine Zeit lang auf, zu beten, den Koran zu lesen und in die Moschee zu gehen. Ich musste meine Gedanken sortieren.
Sehnsucht nach Gott
Ich war mir nicht mehr sicher, ob der Koran wirklich Recht hatte. Aber gleichzeitig sehnte sich etwas in mir nach Gott. Um auszuschliessen, dass Christen die Wahrheit glauben, beschloss ich, in die Kirche zu gehen und Bibel zu lesen, obwohl das im Islam eine grosse Sünde ist.
Ich kannte den Koran auswendig, jetzt las ich in der Bibel – und war überrascht, wie sehr mich das faszinierte! Ein halbes Jahr lang las ich so viel von Liebe, Hingabe und Freiheit. Ein Gott, zu dem eine Beziehung möglich ist! Das berührte mein Herz und überwältigte mich. Dass der Gott der Bibel mich liebt. Und seinen Sohn für mich hingibt. Dass meine Schuld beglichen ist. Tief in mir spürte ich, dass ich zu Jesus gehören will. So vertraute ihm mein Leben an und wurde Christ. Was für eine Erleichterung. Nie zuvor hatte ich solch eine Freiheit gespürt, wie in dem Moment, als ich mich für Jesus entschied. Jeglicher Druck wich von mir. Ich musste nichts mehr leisten, weil Gott schon alles für mich gegeben und getan hat. Und das war nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Gott.
Heute ist es mein grösstes Anliegen, Menschen von Jesus zu erzählen. Gott ist ein persönlicher, erfahrbarer Gott. Er wartet, bis wir bereit sind, den Schritt auf ihn zuzugehen. Er klopft an unsere Herzenstür und wartet, bis wir sie ihm öffnen. Ich bin sicher: Wer Gott aus ganzem Herzen sucht, wird ihn finden!
Videobeitrag über Al-Fadi (Englisch):
Zum Thema:
Den kennenlernen, den Al-Fadi gefunden und lieben gelernt hat
99 Überraschungen im Koran: Ein Christ betrachtet das Buch des Islam
Ali Sayed Husnain Shah: Nachfahre des Propheten Mohammed begegnet Jesus
Flucht aus der Geiselhaft: Aus der Hand der Terroristen befreit
Datum: 30.07.2016
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: jesus / cbn.com